Eingleisig: Verdis „Simon Boccanegra“ in der Deutschen Oper *

Statt Genua im Mittelalter mit Platz und Palast : ein Bahnhof mit Lokomotive

oder das Innere eines Salonwagens mit Video-Ausblick auf Landschaft und Stadt.

Jung-Regisseur Lorenzo Fioroni interpretiert Verdis Polit-Drama als

sprunghaft-schraege Zeitreise vom 19.Jahrhundert bis heute. Entsprechend die

Kostueme: Geh-Rock und Zylinder mischen sich mit Minikleid und Sportsakko.

Doch die aufwendige Show zeigt nur eine beliebige Aneinanderreihung von

gaengigen Regie-Maetzchen des deutschen Musik-Theaters und vernachlaessigt

darueber die stueckpraegende Auseinandersetzung mit Macht,Politik und

privatem Glueck. Rollengestaltung und Personenfuehrung sind kaum zu erkennen,

dafuer wuseln kunterbunte Komparsen-Scharen durch die weiten Bahnhofshallen.

Gesungen wird meist an der Rampe, allerdings durchweg auf hohem Niveau.

Roberto Frontali (Boccanegra), Roberto Scandiuzzi (Fiesco) und Tamar Iveri

(Amelia/Maria) sowie Chor und Orchester der Deutschen Oper unter Yves Abel

ueberwinden so zumindest auf musikalschem Feld die inszenatorische Fahrt

in den Sack-Bahnhof.
(ali)