„Der Freischuetz“ in der Deutschen Oper: Ein Fehlschuss *

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Schuesse unterm Kronleuchter, ein matte Partygesellschaft, ein blutsaugender Glatzkopf: Carl Maria von Webers Volksoper wurde von Marthaler-Epigonen zur Strecke gebracht und von einem unachtsamen Dirigenten zerfleddert. Keine fromme Weise im gebeutelten Haus an der Bismarkstrasse. Das Publikum kehrte dem faden Jaeger-Vergnuegen schnell den Ruecken.

Wiedereinmal demonstrierte ein junger Regisseur (Alexander von Pfeil), dass ihm zum „Freischuetz“ nichts Wesentliches eingefallen ist ausser ein paar spleenigen Ideen wie Frei-Kugelgiessen in der Kaffetasse oder drei (von Statisten gespielte) Affen als bedrohlich-komische Begleiter Samiels. Ansonsten langweiliges Rampen- Theater und hilflose Standart-Gesten der meist durchschnittlichen Saenger. Betroffen aber machte vor allem die rein handwerkliche Unfaehigkeit des dirigirenden Generalmusikdirektors Renato Palumbo, Solisten, Chor und Orchester zu einem Ensemble zusammenzubinden. Willkuerliche Tempi, die nach dem be- ruehmten Jaegerchor zu lauten Buhrufen im Publikum fuehrten. Von einer Gesamt- Idee, von einer schluessigen Interpretation – kaum eine Spur. Bei solchen Maengeln wurde die als Agathe eingesprungene Michaela Kaune rasch zum Fixstern des Abends; mit schoenem, beseelten Ton gelang ihr eine ueberzeugende Verkoerperung der romantischen Maedchen-Figur. Zumindest musikalich achtbar neben ihr: Will Hartmann als Max und Reinhard Hagen als Kaspar. Fuer die Intendantin Kirsten Harms ist die Neu-Produktion ein herber Rueckschlag auf ihrem so ehrgeizigen wie schwierigen Weg, die Deutsche Oper in eine „grosse Zukunft“ (aktueller Werbe-Slogan !) zu fuehren. Dieser Schuss ging daneben.