„Junebug“: Film-Portraet der amerikanischen Provinz*****

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Eine junge Frau, Galerie-Besitzerin in Chicago und frisch verheiratet, faehrt in die Provinz, nach Nord-Carolina, um erstens einen bizarr- versponnenen Maler zu verpflichten, und zweitens die Familie ihres Ehemanns zu besuchen und kennenzulernen.

Nichts Aussergewoehnliches passiert: am Ende gelingt es, den Maler exklusiv zu verpflichten, die Schwaegerin erleidet eine Fehlgeburt und das junge Paar reist etwas ernuechtert in die Grossstadt zurueck. Zu Beginn erscheinen die Menschen in diesem Suedstaaten-Landstrich wie Horrorgestalten: verschlossen,abweisend und bigott. Erst allmaehlich im Lauf der alltaeglichen Handlungen und Begeben- heiten, lernt der Zuschauer – gleichsam mit den Augen der Grossstaedterin – unter die Oberflaeche zu schauen, die verborgenen Seiten der Personen erkennen, ihre Hoffnung, ihre Verzweiflung, ihr einfacher Gott-Glaube, ihre Mitmenschlichkeit. Ein wunderbar ausgewogenes Portraet zwischen Drama und Komoedie, eine treffliche Milieuschilderung der Menschen im „Bible-Belt“ ohne Ueberheblichkeit oder Herablassung. Manchmal komisch, manchmal traurig oder auch erscheckend. Nie macht sich der Regisseur Phil Morrison uber seine Personen lustig, vielmehr zeichnet er sie wohlwollend ohne die Distanz zu ihrem oft merkwuerdigen Verhalten zu verlieren. Grossartige Darsteller und eine eigenwillige Dramaturgie, die oft bewusst Leer-Stellen zulaesst, Bilder oder Verhaltensweisen scheinbar nicht aufklaert, verleihen dem Film auch formal-aesthetisch einen ungewoehnlichen Aspekt. Einer der schoensten Indpendent-Filme ueber das provinzielle Amerika seit langem: kritisch und beruehrend zugleich.