Vergiftetes Maerchen: Mozart’s „La clemenza di Tito“ in der Staatsoper **

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Eine fast kahle Buehne, mit gruener Oelfarbe bemalte Waende, gelegentlich hebt oder senkt sich ein stumpf-glaenzender dunkler Vorhang vor dem leeren Hintergrund. Beim Brand des Kapitols zuengeln davor kleine, niedliche Flaemmchen. Der roemische Kaiser Titus, seine Freunde und Gegenspieler sind kostuemiert wie deutsche Maerchenfiguren des 19.Jahrhunderts. In Wams, Pluderhosen und Samtschleppe ueberqueren sie die Buehne mit schnellen Schritten und manirierten Gesten.

 Ein Regie-Konzept (Inszenierung,Buehenbild und Kostueme:Nigel Lowery) ist nur schwer zu erkennen – am Schluss steht Titus in scharzer Kniebundhose wie versteinert an der Rampe, waehrend die uebrigen Personen einschliesslich des Chores (gekleidet wie Arbeiter und Kleinbuerger der 40er Jahre) sich in den Hintergrund zurueckziehen: Kritik am Absoltismus ?

So fade und unattraktiv die Szene, so effektvoll die musikalische Seite des Abends. Im Mittelpunkt stand der internationale neue Mezzo-Staraus Lettland Elina Garanca in der Hosenrolle des Sextus. Was sie noch an psychologischer Raffinesse vermissen liess, ersetzte sie aber voll durch jugendliches Feuer und strahlende Stimmkraft. Melanie Diener (Vitellia) bestach als virtuos-perlende, boese Maerchen-Koenigin.Roberto Sacca (Titus), Katharina Kammerloher(Annius), Sylvia Schwartz (Servilia) und Andreas Bauer (Publius) ergaenzten das gut ausgewogene Ensemble. Der junge Philippe Jordan dirigierte die gross besetzte Staatskapelle: Mozart nach altvaeterlicher,romantischer Art mit breiten Tempi – an Nikolaus Harnoncourt oder Rene Jacobs darf man da nicht denken.