Mit dem Holzhammer: Lehar’s „Das Land des Laechelns“ in der Komischen Oper ***

laecheln.jpg Noch vor der Ouvertuere hebt sich der Vorhang: das gesamte Ensemble steht an der Rampe und grimmasiert laechelnd ins Publikum – dann faellt der Vorhang wieder und Kyrill Petrenko dirigiert schwungvoll die musikalische Einleitung zu Ende. Regisseur Peter Konwitschny hat sich diese kurze Szene gleichsam als Ueberschrift zu seiner Lesart der Lehar’schen Operette erdacht.Der romantisch-sentimentalen Romanze rueckt er mit satirischen und farcenhaften Regieeinfaellen zu Leibe. Die Wiener Gesellschaft des ersten Aktes wird so zum vertrottelten Komoedienstadel, dem die naive Lisa nur allzu verstaendlich in die Arme des chinesischen Gesandten entflieht. Doch ihr Traum-China entpuppt sich sehr schnell als brutale Diktatur, in der Napoleon,Caesar,Hitler,Stalin und Bush ein putziges Waffen-Taenzchen miteinander wagen und in der der Mao-aehnliche Onkel die strenge Herrschaft an den ebenso herrischen Enkel weitergibt. Was Wunder, dass das Wiener Maedel abermals die Flucht ergreift. Doch in dieser Neuinszenierung vergebens- kaltbluetig laesst der prinzliche Gemahl sie ermorden, bevor er in Wehmut schluchzt: „Immer nur laecheln…

Mit dieser Inszenierung hat Peter Konvitschny allen Schmalz und Kitsch von der mit rotem Gestaenge und vielen grauen Jalousien umstellten Buehne gefegt. Ob er allerdings deswegen viel Neues erreicht hat, bleibt fraglich. Dass gesellschaftliche Koventionen die wahren Gefuehle verbergen und diktatorische Systeme keine Menschlichkeit zulassen, solche Banalitaeten bieten nur geringen Neuigkeitswert, auch wenn sie mit (zerdehnt gesprochenen) Heiner-Mueller-Zitaten garniert werden – offenbar heutzutage ein Muss fuer „kritische“ Hinterfragung.

Kyrill Petrenko dirigiert die Lehar’sche Musik dagegen ganz konventionell, mit viel Sinn fuer Klangreize und Farbwerte, sueffig und delikat, ohne sentimentale Druecker. Leider vermoegen die Saenger der Hauptrollen (Lisa: Tatjana Gadzik, Prinz: Stephan Ruegamer) nicht mitzuhalten, ihnen fehlen Strahlkraft und Raffinement. Dafuer beweist das Buffo-Paar (Karen Rettinghaus, Tom Erik Lie)
darstellerischen Charme und musikalische Beweglichkeit.

Dieses grob gestrickte „Land des Laechelns“ zeigt weniger das Unzeitgemaesse
dieser „silbernen Operette“ als die Furcht heutiger Regisseure vor gefuehlvollem Unterhaltungstheater und ihre Flucht in den intellektuellen Ueberbau – meist ohne damit theatralischen Gewinn zu erzielen.

Foto: Komische Oper