Architektur-Ikone: „Sketches of Frank Gehry“ – Dokumentarfilm von Sidney Pollack****

513q55jrg3l._aa240_.jpgMan muss die Bauten von Frank Gehry nicht moegen – aber streiten darueber laesst sich vortrefflich. Die 2005 in Los Angeles gedrehte Dokumentation zeigt den umstrittenen Architekten in ausfuehrlichen Gespraechen mit seinem Freund, dem Hollywood-Regisseur Sidney Pollack („Jenseits von Afrika“,“Tootsie“). Darin geht es vor allem um den kreativen Prozess und seine Bedingungen: wie entsteht Architektur, wann und wie wird aus einer Idee ein Bauwerk, welche Rolle spielen Auftraggeber, welche die finanziellen und ortsabhaengigen Bedingungen ? Natuerlich vermoegen auch die ausfuehrlichen Refexionen des inzwischen 78-jaehrigen Gehry keine eindeutigen Antworten zu geben, aber sie ermoeglichen Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des weltberuehmten Baumeisters, sie zeigen auch wie aeussere Einfluesse, zum Beispiel ein altes Gemaelde von Hyronimus Bosch, Anregungen zu seinen Bau-Ideen liefern koennen. Wie sich aus (fuer Aussenstehende undeutbaren) Skizzen ueber Bastel-Arbeiten mit Holz und Papier langsam der Grundentwurf herausschaelt, und wie der dann mittels Computer zum plastischen Bauplan entwickelt wird. Ein kuensterischer und technischer Prozess zugleich.
Gleichzeitig ergibt sich aus diesen Interviews der kompizierte Lebensweg Gehry’s. Ueber die Kindheit in Kanada, den Umzug der Familie nach Kalifornien, die Suche nach einem Beruf, die ersten unbefriedigenden Versuche als Architekt und endlich der Durchbruch mit extravaganten Privathaeusern. Und auch die Frage taucht auf, ob der Ruhm seinen Werken eher genuetzt oder geschadet hat. Freunde und Kollegen geben kurze Kommentare und Einschaetzunge zur Bedeutung seiner bekanntesten Bauten wie dem Vitra-Museum in Weil,der Sporthalle in Anaheim,dem Bankhaus in Berlin, aber vor allem dem gross-dimensionierten Guggenheim-Museum in Bilbao.
Filmisch wird aus dem Vollen geschopft,die Schauplaetze und Bauten in aller Welt werden ausfuehrlich gezeigt,Statements von Freunden und Kritikern, vom Guggenheim-Chef Thomas Krenz bis zum Musiker Bob Geldof eingeholt. Vielleicht ist dieses Film- Portraet insgesamt etwas zu lang geraten, vielleicht waere eine etwas groessere Distanz zum Portraetierten von Vorteil gewesen, dennoch bieten diese 95 Minuten einen vielschichtigen und anregenden Einblick in die Welt eines der wichtigsten Architekten der Gegenwart.

Foto: Titel der DVD (US-Ausgabe)