„Aussen ROT und innen…“ – ein Kurt-Tucholsky- Abend in der Komoedie am Ku-damm ****

stueck_8589_komoedie.jpg… und innen weiss“ lautet das Ende der im Titel angespielten Gedichtszeile. Gemeint ist das Radieschen und verspottet wurde von Tucholsky damit am Ende der 20er Jahre die SPD. Damit aber erschoepfen sich fast die politischen Anspielungen des bunten Kabarett-Abends in der Komoedie. Man blieb lieber allgemein und amuesierte sich ueber das Menschlich- Allzumenschliche. Lottchen,das ihrem Daddy einen Liebhaber gestehen muss, oder die kecken Zwillinge im Bauch der Mutter, die darueber diskutieren, ob sie angesichts der Weltlage ueberhaupt ihren bequemen Ort verlassen sollen. Das ist sehr amuesant und unterhaltsam, zumal es von drei Koennern gesprochen,erzaehlt oder gesungen wird. Dietmar Mues („Der Hauptmann von Koepenick“) sowie der Pianist und Saenger Joachim Kuntsch machen das ganz prima, schieben auch mal einen koestlichen Text von Carl von Ossiezky ueber einen verwirrend-eleganten Neger am Potsdamer Platz ein, oder singen mit der Emphase eines wiedererstandenen „Barrikaden-Tauber“. Den Vogel aber schiesst eindeutig Hannelore Hoger ab. Mit unglaublich wandelbarer Stimme und winzigen, aber praezisen Gesten verlebendigt sie den Witz, die Ironie, die Komik, aber auch das anruehrend Zarte von Tucholskys intelligenter und scharfsichtiger Beobachtung seiner Zeitgenossen. Ob als Nutte oder Goere, bei Hannelore Hoger vergisst man voellig, das auch an Tucho’s Texten gelengentlich der Zahn der Zeit kraeftig nagt. Sie ueberspielt dies mit ihrere energiegeladenen Virtuositaet, bei ihr sitzt jede Pointe, sprueht effektvoll der Witz, gelegentlich sogar boese ! Triumpf fuer eine grosse Komoediantin.

Foto: Komoedie am Ku-damm