Boulevard am Bodensee: „Ein fliehendes Pferd“ von Rainer Kaufmann**

Helmut, ein Lehrer aus Muenchen (Ulrich Noethen) und seine Frau Sabine (Katja Riemann) verbringen seit 12 Jahren ihren Urlaub am Bodensee. Ein nicht mehr ganz taufrisches Paar, wohlsituiert und schon recht verspiessert. Da taucht ploetzlich ein Schulfreund aus alten Tuebinger Tagen auf: Klaus, ein etwas windiger Geschaeftsmann (Ulrich Tukur) mit seiner jungen, immer freundlichen Gespielin Heli, einer Fitness-Trainerin (Petra Schmidt-Schaller). Obwohl Helmut den aufdringlichen Goldkettchentraeger Klaus am liebsten meiden wuerde und deshalb immer stoerrischer wird, veranstaltet man gemeinsame Segeltouren, Ausfluege oder Abendessen. Denn Sabine zeigt sich unerwartet offen und neugierig, um ihren braven Ehetrott etwas aufzupaeppeln. Erotische Stimmung liegt in der Luft, Helmut findet Gefallen an der knackigen Heli, Sabine geniesst die frechen Avancen von Klaus. Aber nach einem dramatischen Segeltoern im aufkommenden Unwetter, bei dem Klaus ueber Bord geht (mit Hemut’s Nachhilfe ?), fuegen sich am Ende die alten Beziehungen wieder zusammen: Feriensturm im Wasserglas. 
Vorlage ist die bekannte Novelle von Martin Walser, die mit leichten Abaenderungen von den 70er Jahren ins Heute verlegt wurde. Regisseur Rainer Kaufmann betont vor allem das Komoediantische, inszeniert fluessig ein Sommer-Lustspiel, das aber die franzoesischen Vorbilder eines Eric Rohmer oder einer Agnes Jaoui an Eleganz und Leichtigkeit nie erreicht. Dramaturgie, Dialoge, Metaphern – die literarische Struktur dominiert, die filmischen Momente beschraenken sich auf schoene Panorama – oder wirkungsvolle Grossaufnahmen. Dass der Film dennoch sehr unterhaltsam, teilweise sogar ungewohnt attraktiv ist, das verdankt er dem brillanten Quartett seiner Schauspieler, die mit kleinsten Nuancen des Tons oder der Gestik ihre Figuren mit prall-komoediantischem Leben erfuellen. Ihrem anzueglichen Gekrabbel, ihren gegenseitigen Bosheiten und ihrer manchmal komischen Verzweiflung zuzuschauen, macht einfach Spass. Huebsches Sommer-Film-Theater vor romantischer Naturkulisse.