Designer-Theater: „Die Dreigroschenoper“ im Berliner Ensemble ***

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Der amerikanische Regie-Star Robert Wilson hat auf seine putzige Weise Brecht/Weill’s fruehes Sensations-Stueck (Urauffuehrung: 1928 im Theater am Schiffbauerdamm) einer theatralischen Operation unterworfen. Er hat dem Hai seine frechen Zaehne gezogen – mag sein, sie waren etwas altersschwach – und durch glaenzende Gold-Kronen ersetzt. Satt der agressiv-kecken Bettler huschen, jagen, trippeln jetzt groteske Stummfilm-Stars durch leuchtend-abstrakte Neon-Gitter. Weiss geschminkte Gesichter, kirschrote Kussmuendchen, hochgestylte Frisuren. Eine schraege Freak-Show mit einem androgynen, blond ondulierten Maecki Messer (brillant: Stefan Kurt), einer kindlich-naiven Polly im schwarzen Kleidchen (brav: Christina Drechsler) und einer Spelunken-Jenny mit rotem Haar und lila Fuchs-Pelz (maniriert: Angela Winkler). Das kleine Orchester swingt heftig mit und pointiert ausserdem die abgehackten Gesten und Gaenge der Darsteller mit allerlei Tuten und Troeten. Eine schrille Revue mit manch optischen Effekten, jedoch sehr breit ausgespielt, gelegentlich fast im Zeitlupen-Tempo. Der Pfiff geht dadurch floeten. So wird aus dem giftigen, Brecht/Weill’schen Hai, ein schillernder, Wilson’scher Zier-Fisch – harmlos, nett und ein bisschen langweilig. Grosser Beifall fuer’s gefaellige Event.

Foto: H.Basse