Kostuem-Schinken: „Gefahr und Begierde“ von Ang Lee**

gefahrundbegierde_poster_02.jpgHongkong und Shanghai im 2.Weltkrieg, die Japaner besetzen China. Eine junge Schauspiel-Studentin wird -gleich einer Mata Hari – auf den streng bewachten, kollaborierenden Geheimdienstchef angesetzt, um ihn zu ermorden. Doch zwischen den beiden ungleichen Personen ensteht eine merkwuerdige, masochistisch eingefaerbte sexuelle Beziehung, die am Schluss das gewagte Spiel zwischen Sein und Schein zum Kippen bringt. Ein historischer Spionage-Thriller also. Aber Ang Lee verzettelt sich und schwankt – offenbar unschluessig – zwischen chinesischer Zeitgeschichte, Krimi und erotischem Melodram. Alles wird angerissen, aber weder die Geschichte noch die handelden Personen gewinnen Tiefenschaerfe. Auch die Schauspieler koennen sich kaum profilieren, ihre Darstellung bleibt eindimensional. Hauptattraktion des 159 Minuten langen Film wird so die ueppige Ausstattung: schmale chinesische Kleider aus kostbaren Stoffen, elegante Interieurs und luxurioese Accessoire’s; die kulissenartigen Strassen des damals multikulturellen Shanghai mit schicken Cafes, teueren Geschaeften und grossen Kino-Palaesten, in denen Hitchcocks „Suspicon“ oder „Intermezzo“ mit Ingrid Bergmann gespielt werden. Doch im Gegensatz zu diesen zitierten Filmen bleibt Ang Lee’s Versuch, die Zeit des „film noir“ wiederzubeleben, an der Oberflaeche haften. Elegant, raffiniert und sehr schoen anzuschauen, aber statt einer unter die Haut gehenden „Amour fou“  und trotz fast akrobatischer Sex-Szenen leider nur eine effektvolle historische Modenschau.

Plakat-Foto / Verleih: Tobis