Melancholischer Abgesang: „Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford“ ****

bread.jpgEin Mythos wird zerstoert: der australische Filmemacher Andrew Dominik zeigt die letzten Lebensjahre des (in Amerika) legendaeren Western-Helden Jesse James und fuehrt ihn als das vor, was er historich tatsaechlich war, als brutalen, grausamen Banditen. Seine alte Bande existiert nicht mehr, unter einem Decknamen fuehrt er zum Schein fuer die Oeffentlichkeit ein „normales“ Familienleben mit Frau und Kindern. Nur ein zwielichtiges Bruederpaar, Charly und Bob Ford, begleiten ihn bei gelegentlichen Ueberfaellen. Aber die beiden Ford’s arbeiten auch mit der Polizei zusammen, Bob toetet Jesse und vermarktet seinen dadurch errungenen Ruhm, bis er 10 Jahre spaeter selbst ermordet wird. In breit ausgemalten Szenen, meist in kahlen, winterlichen Landschaften spielt Brad Pitt diesen Jesse James als ausgebrannten grossen Jungen, der an sich und seinem Leben zweifelt, der gleichzeitig Brutalitaet und Melancholie in sich vereint. Sein Gegenspieler ist der junge Robert Ford, intensiv von Casey Affleck verkoerpert, ein naiver Mitlaeufer, der sich aber zu Hoeherem berufen fuehlt; der Mord an Jesse ist sowohl Selbstbestaetigung als auch Ueberschaetzung.
Andrew Dominik’s Film schillert doppelboedig, versucht Gegenwaertiges in der Vergangenheit zu entdecken und die Zwiespaeltigkeit Amerika’s – ohne platte Analogien – sichtbar zu machen. Filmisch raffiniert gestaltet, extravagant fotografiert und mit „Gaesten“ wie Sam Shepard oder Nick Cave (der auch die gesamte Musik verantwortet) bis in die kleinste Nebenrolle ausgezeichnet besetzt. Einige Laengen (der Film dauert 160 Minuten) oder allzu bedeutsam ausgespielten Szenen und Bildzeichen, schmaelern gelegentlich das ehrgeizige Projekt – Weniger waere in diesem Fall Mehr gewesen.

Foto / Verleih: Warner