Toedliche Reise: „Into the Wild“ von Sean Penn****

indiewildnis_poster_01.jpgEin Aussteiger- und Road-Movie im Amerika der 90-er Jahre: Christopher McCandless verlaesst nach erfogreichem College-Abschluss Familie und Heimat, verschenkt seine Ersparnisse, vernichtet Kreditkarte und Sozialversicherungsausweis und trampt quer durch die USA, von Virginia nach Kalifornien. Er verdient unterwegs mit Gelegenheitsarbeiten bei Farmern ein wenig Geld, trifft andere Aussteiger, ein Spaet-Hippie-Paar, ein junges Maedchen, einen seelich-versteiften Rentner. Doch Christopher bindet sich nicht, sucht die „absolute“ Freiheit und bricht in die grosse, leere „Wildnis“ Alaskas auf. Unerfahren im Ueberlebenskampf verhungert er in der menschenleeren Weite.

Der Schauspieler und Regisseur Sean Penn hat aus dieser wahren Geschichte einen sehr amerikanischen Film gedreht – eine Mischung aus Zivilisationskritik und Naturbegeisterung, aber ohne Verklaerung seines Helden (Emile Hirsch). Er zeigt die wohlsituierten, aber zerstrittenen Eltern, das rauhe Leben der Farmer, die innere Zerissenheit altgewordener Hippies, das einsam-trostlose Dasein eines greisen Rentners. Und vor allem die philosophische Utopie von einer absoluten Freiheit – motiviert durch die Schriften von Thoreau und Emerson – die letztendlich an der Gleichgueltigkeit der Natur scheitert. Was Penn aber nur beilaeufig interessiert, ist die Psychologie seiner Personen. Und darin liegt auch die Schwaeche des Films: was den Helden und einen Teil der ihm begegnenden Menschen wirklich bewegt, bleibt vage oder klischeehaft. Hier fehlen intellektuelle Schaerfe und pointierte Zeichnung. Doch die klug ausgesuchten Darsteller, die raffinierte Rueckblenden-Dramaturgie und die nuechtern-klare Fotografie machen „Into the Wild“ zwar nicht zu einem bewegenden, aber zu einem anregend-spannenden Aussteiger-Epos.

Plakat / Verleih: Tobis