Bilder-Raetsel: „I‘ m not there“ von Todd Haynes**

imnotthere_poster_2.jpgKein Bio-Pic ueber Bob Dylan, sondern eine wilde Bilder-Mischung zu Aspekten des chamaeleongleichen Kuenstlers. Meist sind es nachgespielte Szenen, die sich so haetten ereignen koennen, es aber in Wirklichkeit nie taten. Es gibt auch keine Person in diesem Film-Kaleidoskop, das den Namen Dylan traegt, dafuer treten sechs Darsteller, die in Haltung und Auftreten ihm aehneln koennten, unter Namen wie Jude Quinn oder Jack Rollins auf. (Besonders verblueffend: Cate Banchett in Bestform). Alles mischt sich: Folk und Rock, Kindheitserinnerung und Altersklugheit, Politik und Eheprobleme, ein Motorrad-Unfall und eine Tornee durch England. Dazu (gefakte) Interviews mit Freunden wie Joan Baez, die hier Alice Faber heisst und von Julienne Moore gespielt wird. Eine mal schwarz/weisse mal farbige Mischung aus Rausch und Alptraum, eine anspielungsreiche wie oft undurchsichtige Collage, deren Struktur allenfalls durch die Musik (auch hier viele Cover-Versionen!) erkenntlich wird. Doch wer sich in Dylan’s Welt und Musik nicht auskennt, wird es schwer haben mit diesem bunten Vexier-Spiegel. Man kann einzelnene, raffiniert gestaltete Szenen oder das virtuose Spiel der Darsteller bestaunen, aber wer das Original nicht kennt, der wird mit der Paraphrase wenig anfangen koennen – und sich bald langweilen. Als Hommage an einen aussergewoehnlichen Kuenstler ist der ueber zwei Stunden lange Film ein hochinteressantes Experiment, aber nur fuer Kenner und Fans.  Alle andern verstehen wahrscheinlich nur „Bahnhof“.

Plakat / Verleih: Tobis