Zaeher Witz: Rossini’s „Il turco in italia“ in der Staatsoper **

turco.jpgDer Autor im gelben Jackett waelzt sich unruhig auf dem Sofa: er soll eine Komoedie schreiben und hat keine Idee. Doch die Ankunft eines Tuerken, der in Italien erotische Abenteuer sucht, hilft seinen Gedanken auf die Spruenge: alsbald erscheinen die erdachten Personen auf der als Fernsehstudio dekorierten Buehne. Eine kaprizioese junge Frau, ein vertrottelter Ehemann, ein schmachtender Liebhaber, eine exotische Wahrsagerin und besagter Tuerke – ein Super-Macho mit Goldkettchen und Lederklamotten.
Der amerikanische Regisseur David Alden inszeniert diese fruehe Rossini-Buffa (1814), die mit dem Theater-auf-dem-Theater und den Figuren der Comedia del’arte spielt, als Fernseh-Show der 1950er Jahre. Bunte Video-Bildchen flimmern ueber abstrakt gemusterte Tapeten, der Tuerke fliegt im (projezierten) Hubschrauber ein, die Damen tragen Petitcoats und kesse Huetchen und auch die Playboy-Haeschen und Revue-Girls mit Federboas fehlen nicht. Doch der Witz haelt sich in engen Grenzen: die eingestreuten Gags zuenden nur gelegentlich und die Saenger kommen ueber heftiges Chargieren nie hinaus – ein ziemlich langweiliger Komoedienstadl.
Auch musikalisch bleibt der Spass verhalten. Dirigenten-Neuling (in Berlin) Constantinos Carydis hat zunaechst Muehe alle Faeden im Orchester und auf der Buehne zusammenzuhalten, gewinnt erst im Lauf der ueber drei-stuendigen (!) Vorstellung Souveraenitaet und Tempo. Die Saenger sind einzeln sicherlich vortrefflich, bilden aber im Zusammenspiel kein glanzvolles Ensemble. Auch die als Star der Auffuehrung angekuendigte Christine Schaefer bleibt – bei aller technischen Perfektion – ihrer Rolle als sexy Ehefrau einiges an musikalischem Charme und spruehender Laune schuldig. Als huebsch-virtuoser Rossini-Tenor erweist sich der farbige Amerikaner Lawrence Brownlee, auch wenn er als Liebhaber in einem albernen Cowboy-Boxer Outfit agieren muss. Renato Girolami schlaegt sich wacker als fast gehoernter Ehemann im Nadelstreifen-Anzug, waehrend Alexander Vinogradov als Macho-Tuerke und Alfredo Daza als konfuser Dichter blass bleiben. „Eigentlich mache ich nicht gern lustige Sachen“ bekennt der Regisseur im Programmbuch – man merkt’s an diesem bemuehten Abend nur allzudeutlich – da helfen auch die huebschen Schnittmuster-Kostueme aus der alten Burda-Moden-Zeit nicht weiter.

Foto: Monika Rittershaus