Huebsch aber zahnlos: „Burn After Reading“ – Filmkomoedie von Joel & Ethan Coen ***

burnafterreading_scene_01.jpgOsborne Cox (John Malkovich), ein CIA-Mann geringerer Geheimnistufe, wird entlassen und will sich an seinem Ex-Arbeitgeber raechen: er beginnt seine angeblich brisanten Memoiren zu schreiben. Seine Frau Kathy (Tilda Swinton) ist eine kalte, bissige Kinderaerztin und hat ein Verhaeltnis mit Harry Pfarrer (George Clooney), einem Schoenling und Mitarbeiter des Finanzministeriums (und verheiratet mit einer beruehmten Kinderbuch-Autorin, die gluecklicherweise viel auf Lesereisen geht). Kathy will sich scheiden lassen und forscht deshalb – auf Anraten ihres Anwalts – heimlich im Computer ihres Mannes nach dessen finanziellen Verhaeltnissen. Dabei stoesst sie auch auf erste Seiten der Memoiren. Die entsprechende CD wird kurz darauf von der Fitness-Trainerin Linda Litzke (Frances McDormand) zufaellig in ihrem Studio gefunden. Sie versucht nun zusammen mit ihrem huebschen, aber etwas duemmlichen Kollegen Chad Feldheimer (Brad Pitt) damit erst Osborne Cox, dann die CIA und schliesslich den russischen Botschafter zu erpressen , um an Geld fuer geplante Schoenheits-Operationen zu kommen. Natuerlich geht fuer die Amateur-Erpresser alles gruendlich schief und der fette CIA-Boss zuckt am Ende nur veraechtlich mit der Schulter…
Eine turbulente Story, die sich aber schnell verzappelt und nicht auf den Punkt kommt. Ihre Figuren entpuppen sich als ausgemachte Trottel, gleichsam Karikaturen, die sich selbst der Laecherlichkeit preisgeben. Eine Satire auf Schoenheits- und Fitness-Wahn, auf die politischen Geheimdienste und eine sich stark ausbreitende Paranoia der gegenwaertigen US-Gesellschaft. Doch der verzwickten Geschichte und ihren zu daemlichen Akteuren fehlt jede kritische Schaerfe, mangelt es an komoediantischem Biss. Der Reiz des durchaus unterhaltsamen Films liegt somit nicht im „was“ (dem satirisch gemeinten Drehbuch ), sondern im „wie“ : naemlich der elegant-routinierten Inszenierung, den teils witzigen Dialogen und vor allem den maechtig aufdrehenden Schauspielern. Allen voran Brett Pitt als ebenso huebsch-gegeelter wie beschraenkter Fitness-Heini und Francis McDormand als reife, schoenheits- und sex-geile Trainerin. Gerorge Clooney parodiert sich selbst als eitlen Schoenling mit Dreitagebart, der nur Weiber im Kopf hat (und heimlich im Keller eine Sex-Maschine bastelt), waehrend Tilda Swinton als ehrgeizige Gesellschafts-Zicke und John Malkovich als duemmlich-aufbrausender Glatzkopf und CIA-Trottel ein prominentes Darsteller-Ensemble ergaenzen, das seinem Affen diesmal reichlich Zucker geben darf. Frei nach dem alten Kabarett-Schlager aus den 20er Jahren : „Wir sind suess, aber doof…“

Foto / Verleih: Tobis

zu sehen: Odeon (OmU), Hackesche Hoefe (OmU), CinemaxX Potsdamer Platz, Titania Palast, CineStar Cubix, CineStar SonyCenter, Neue-Kant-Kinos, UCI Zoo-Palast u.a.