Belanglos: „Caravaggio“ – Ballett in der Staatsoper *

altDer roemische Barockmaler Michelangelo Merisi, genannt Caravaggio, war Genie und Revolutionaer in seiner Kunst. Als Mensch und Kuenstler ein Unangepasster, Gewalttaetiger, der (nicht nur) die damaligen Konventionen sprengte. Erfinder einer dramatisch-realistischen Hell-Dunkel-Malerei;  Menschen aus dem Proletariat dienten ihm als Modelle. Nichts davon ist zu spueren in dem neuen, zwei-stuendigen Tanzstueck, das der italienische Choreograph Mauro Bigonzetti unter dem Titel „Caravaggio“ fuer das Berliner Staatsballett erarbeitet und uraufgefuehrt hat. Auf eine durchgehende Handlung wird verzichtet, der riesige, goldene Bild-Rahmen auf der Buehne zeigt nur leere Schwaerze. Statt dessen schreiten die leicht bekleideten Taenzer in alt-meisterlichem Licht bedeutsam umher und ergehen sich in abstrakten, oft pieta-aehnlichen Posen: ebenso edel wie langweilig. Dazu eine romantisch-wabernde Musik nach Monteverdi-Motiven (Bruno Moretti), die den Kitsch-Charakter des Ganzen noch verstaerkt. Die Taenzer, darunter die exzellente Polina Semionova, geben ihr Bestes, aber dass sie nur Posen statt Ausdruck und Profil zeigen, geht aufs Konto der einfallslosen Choreographie. Ein grosses Thema – phantasielos verschenkt. Wer ist fuer solch oberflaechliche Produktion verantwortlich, nach welchen Gesichtspunkten werden beim Staatsballett Gast-Choreographen verpflichtet ? Vladimir Malakhov hat das berliner Ensemble taenzerisch auf hohes Niveau gebracht, aber wo geht’s inhaltlich und aesthetisch hin ? Offene Fragen.

Foto: E.Nawrath / Staatsballett