Mein Berlinale-Tagebuch 2009


(Reihenfolge nach Anzahl der Sterne)

TATARAK von Andrzej Waida (Polen)*****
Eine filmische Reflexion ueber den Tod, bei der mehrere Erzaehlebenen miteinander verwoben werden. Erstens: die Geschichte Martas, der Frau eines Arztes, die ohne um ihre toedliche Krankheit zu wissen, einen letzte Sommer in einer polnischen Kleinstadt der 50er Jahre verbringt. Unter anderem  freundet sie sich mit einem jungen Arbeiter an, der beim Schwimmen in der Weichsel vor ihren Augen ertrinkt. Zweitens: die -  allerdings nur kurz  – gezeigte Arbeit des Regisseurs Wajda  und seiner Crew bei der Verfilmung dieser Geschichte. Drittens: die Darstellerin der Marta – die bekannte polnische Schauspielerin Krystyna Janda – berichtet allein in einem fast leeren Zimmer bei meist starrer Kameraeinstellung ueber den Krebstod ihres Mannes, eines  Kameramanns, der viel mit Wajda gearbeitet hat und dessen Andenken der gesamte Film gewidmet ist.
Mit der Brechung des filmischen Flusses durch die unterschiedlichen Erzaehlstraenge gelingt es Wajda,  das Phaenomen des Todes zu umkreisen,  gleichermassen hinter die jeweiligen Filmbilder zu blicken.  Die Geschichte der Marta allein wuerde nur das Gefuehl ansprechen. Erst das Zeigen, dass diese Geschichte „gemacht“ oder inszeniert ist und andererseits die persoenliche Betroffenheit der Darstellerin durch ein Todes-Ereigniss, das nichts mit der dargestellten Geschichte zu tun hat, weitet den Blick ueber vordergruendige Bilder und Darstellungen hinaus. Gleichzeitig vermag Wajda durch die Schilderung der sommerlich-bluehenden Natur – der duftende Kalmus ist das komprimierte Bild dafuer – dem Film eine heitere Gelassenheit zu vermitteln, die das duestere Theama des Todes in eine menschliche Balance bringt. Ein leises, aber bewegendes Meisterwerk. (Wettbewerb)

STORM von Hans Christian Schmid****
Justiz-Thriller im Milieu der Den Haager Kriegverbrecherprozesse. Eine Staatsanwaeltin (Kerry Fox) sucht Zeugen gegen einen ex-jugoslawischen General, dessen Prozess auf Grund des UN-Gesetzes moeglichst schnell beendet sein muss. Eine Zeugin (Anamaria Marinca) wird nach laengerem Zoegern zur Aussage ueberedet, doch dann scheint ein politischer Deal – es geht um die Aufnahme der ehemaligen jugoslawischen Laender in die EU – alles hinfaellig zu machen.
Ein gekonnt gefilmter Krimi, aber doch sehr vom Rechts-Idealismus des Regisseurs gepraegt: entsprechend entwickelen sich die Geschichte und ihre Personen, einschliesslich eines versoehnlichen Schlusses. Doch  in der Realitaet bedeutet leider nicht jeder Urteilsspruch auch Gerechtigkeit fuer die Opfer. Trotzdem : ein spannender Film und ein vielschichtiges, aktuelles Thema.  (Wettbewerb)

DIE EIGENHEITEN EINER JUNGEN BLONDINE von Manuol di Oliveira (Portugal)****
Der neuste Film des 100jaehrigen portugiesischen Alt-Meisters. Ein junger Mann, Buchhalter im Textil-Geschaeft seines Onkels, verliebt sich in ein Maedchen, das er im Fenster gegenueber seines Bueros erblickt. Er haelt um ihre Hand an, aber sein Onkel verweigert die Zustimmung und weist ihn aus seinem Haus. Um Geld fuer die Hochzeit zu verdienen, geht der junge Mann ins Ausland. Als er zurueckkommt, scheinen alle Probleme geloest, auch der Onkel ist nun einverstanden. Beim Juwelier waehlt das Paar einen passenden Ehe-Ring aus, dabei versucht die Braut einen anderen Ring zu stehlen. Daraufhin verstoesst der junge Mann die Braut.
Nach einem literarischen Stoff aus dem 19.Jahrhundert erzaehlt Oliveira diese unspektakulaere Geschichte, angesiedelt im heutigen Lissabon, in ruhigen, klaren Szenen: keine Kamerafahrten, wenig Bewegungen, aber (im kunstgeschichtlichen Sinn) ausgefeilte, schoene Bildern. Doch trotz der starren Einstellungen und der theaterhaften Fuehrung der Darsteller: eine – in Ablauf und Montage – ausgesprochen filmische Erzaehlweise, die an Vorbilder wie Dreyer oder Ozu erinnert. Ein kleines Meisterwerk (nur 64 Minuten lang) eines der grossen Filmregisseure Europas. (Berlinale spezial)

MY ONE AND ONLY von Richard Loncraine (USA)****
Amerika in den Fifties. Ann ist mit einem erfolgreichen Bandleader („My one and only“) verheiratet und hat zwei halberwachsene Soehne. Doch jetzt erwischt sie den etwas nervoesen Gatten wiedereinmal mit einer anderen im Bett und es reicht ihr: mit einem hellblauen Cadillac und ihren beiden Soehnen faehrt sie quer durch die Staten, immer auf der Suche nach einem neuen Mann mit entsprechendem Geld. Doch die quirlige Ann ist ein Pechvogel – iimmer geraet sie an den Falschen. Ob im versnobten Boston, im Arbeiterviertel von Pittsburg, bei ihrer frommen Schwester in St.Louis oder zuletzt in Hollywood, wo sie als Statistin in einem Monumentalfilm den Produzenten beeindruckt. Auch mit der Mutterrolle klappt es nicht so recht: da Ann mit ihrer Maennersuche beschaeftigt ist, uebersieht sie die Beduerfnisse ihrer pubertierenden Kinder vollkommen. An Ende aber entdeckt sie, dass sie auch ohne Maenner zurechtkommen kann: immerhin bleiben vorerst noch die Soehne.
Der britische Regisseur Richhard Loncraine hat diese Geschichte mit leichter Hand inszeniert, ein komisches Road-Movie, bei dem die Dialoge blitzen wie in den Screwball-Komoedien jener Zeit, die Musicbox swingt und die Petticoats wippen. Eine intelligent verguegliche Reise durch das optimistische Amerika jener Jahre – mit leichtem Augenzwinkern. Als schlagfertige Blondine, zwischen Naivitaet und Cleverness, fuehrt Renee Zellweger ein bis in die kleinsten Rollen ueberzeugendes Ensemble an, das mit Charme und Witz einen vergnueglichen Blick auf das gute alte Amerikas und seine Kinogeschichte wirft. (Wettbewerb)

CHERI von Stephen Frears  (GB/FR/BRD)***
Oppulenter Kostuemfilm nach einer Novelle von Colette. Charlotte, eine altgewordene, dicke Kurtisane der Belle Epoque (Kathy Bates) verkuppelt ihren 19jaehrigen Sohn Cheri (Rupert Friend) an die Kollegin Lea (Michelle Pfeiffer), die ihrerseits gerade daran denkt, sich aus Altersgruenden vom Berufsleben zurueckzuziehen. Doch Lea verliebt sich in den jungen Taugenichts, bleibt mit ihm sechs Jahre zusammen – Geld spielt keine Rolle – , bis Cheri auf Anordnung seiner Mutter heiraten muss, um eine Familie zu gruenden. Schmerzliche Trennung, aber Lea sieht ein, dass ein weiteres Verhaeltniss mit dem um Jahrzehnte Juengeren keine Zukunft haben kann: ihre Zeit ist abgelaufen. Stephen Frears („Gefaehrliche Liebschaften“, „Die Queen“) hat einen unterhaltsamen, aber auch belanglosen Film gedreht. Nach huebsch-ironischen Szenen und Dialogen zu Beginn badet die Geschichte immer mehr im Sentimentalen. Obwohl die ueppigen Jugendstil-Decors und die ausgefallenen Roben der Damen groesste Schauwerte besitzen, und Michelle Pfeiffer hinreissend darin aussieht: der Story von der alternden Frau gewinnt Stephen Frears nur oberflaechliche Reize ab. Von seinem alten Witz und Sarkasmus, die solche Kostuem-Geschichten den Biss verliehen, ist leider nicht mehr zu spueren. (Wettbewerb)

THE PRIVATE LIVES OF PIPPA LEE von Rebecca Miller (USA)***
Pippa Lee ist die wohlsituierte Gattin des um Jahrzehnte aelteren Verlegers Herb. Man zieht in eine schicke Seniorensiedlung (in Connecticut), um in Ruhe das Alter zu geniessen. In ausfuehrlichen Rueckblenden erfaehrt man Pippas bisheriges Leben: die komplizierte Beziehung zu ihrer Mutter, die Flucht zu einer lesbischen Tante,  das Abgleiten in Drogen und wie Herb, ihr spaeterer Mann, sie daraus befreit hat. Jetzt nach langen Ehejahren und zwei inzwischen erwachsenen Kindern entdeckt Pippa durch Zufall, dass Herb ein Verhaeltnis mit ihrer Freundin hat. Dadurch fuehlt sie sich ploetzlich frei von allen Verpflichtungen und faehrt – als Herb stirbt – mit einem befreundeten Mann gen Westen.
Rebecca Miller hat ihren eigenen Roman mit einem grossen Star-Aufgebot verfilmt: ganz im tradierten Hollywood-Stil, gefuehlvoll, mit komischen Szenen und witzigen Dialogen, praechtigen Bildern und fabelhaften Darstellern (Robin Wright Penn, Alan Arkin, Keanu Reeves, Monica Bellucci, Julienne Moore, Winona Ryder). Tiefere Schichten allerdings beruehrt der Film kaum, dazu sind die meisten Probleme nur angerissen und zudem zu „luxurioes“ – es bleibt bei gefaelliger Unterhaltung. (Wettbewerb, ausser Konkurrenz)

THE GOOD AMERICAN von Jochen Hick ***
Dokumentarisches Portraet des Deutschen Tom Weise, der in den 90er Jahren in New York erfolgreich das Internet-Portal „Rent-boy“ gruendet und verwaltet. Ausserdem organisiert er zahlreiche Paraden und Events fuer die amerikanische Gay-Community. Verdient damit viel Geld.. Da er HIV-positiv ist, bekommt er zwar keinen amerikanischen Pass und lebt somit illegal in den Staaten, fuegt sich aber so in seine Umgebung ein, dass er von seinen Freunden und Mitarbeitern als „The good American“ bezeichnet wird. 2008 kehrt er nach Deutschland zurueck und versucht in Berlin eine neue geschaeftliche Existenz zu gruenden.
In den vielen und lebhaften Statements gibt er sich aeusserst redegewandt und sehr selbstbewusst, seine Mitarbeiter bezeichen ihn eher als autoritaer. Der Reiz des Film liegt vielfach in den Alltags-Beobachtungen des „american way of live“, auch in ihren Randerscheinungen, weniger in den ausfuehrlichen Beschreibungen der schwulen „Gemeinden“. Ein Film fuer Insider. (Panorama)

ALLE ANDEREN von Maren Ade**
Chris (Lars Eidinger) und seine Freundin Gitti (Birgit Minichmayr) machen Ferien im luxurioesen Haus von Chris‘ Mutter auf Sardinien. Er ist angehender Architekt, sie arbeitet als PR-Frau bei einem Musik-Konzern. Man liebt und langweilt sich, zweimal trifft man sich mit einem befreundeten Paar, doch die Stimmung schlaegt jedesmal rasch ins Agressive um. Sonst passiert kaum etwas. Zwei Stunden darf man den kleinen und groesseren Auseinandersetzungen dieser durchschnittlichen Beziehung zusehen und ihren ebenso alltaeglichen wie banalen Wortgefechten lauschen. Manche Zuschauer finden diese Form der eins-zu-eins Umsetzung der platten Realitaet auf die bunte Leinwand grossartig, ich habe mich ueberwiegend beim Zuschauen und Zuhoeren ebenso gelangweilt wie Chris und Gitti in diesem sehr deutschen Film. (Wettbewerb)

ABOUT ELLY von Asghar Farhadi (Iran)**
Drei junge Paare aus Teheran, ein (in Deutschland) geschiedener Freund, drei kleine Kinder und ein Kindermaedchen, namens Elly, machen Ferien am ziemlich rauhen Kaspischen Meer. Am 2.Tag geht eines der Kinder ins Wasser, ertrinkt fast dabei, wird in letzter Minute gerettet. Doch wo war das Kindermaedchen ? Auch Elly ist verschwunden, niemand weiss, ob abgereist oder ertrunken. Keiner kennt Elly genauer, erst langsam wird klar, dass eine der Muetter sie bloss angeheuert hat, um sie eventuell mit dem mit geschiedenen Freund zu verkuppeln. Aber auch dies ist nur die halbe Wahrheit, jeder hat ploetzlich etwas zu verbergen. Wer luegt, was ist die Wahrheit, gibt es eine solche ueberhaupt – um solche Fragen kreist der Film, etwas langatmig und konstruiert. Duesteres Kammerspiel in grau-blauen Toenen. (Wettbewerb)

EDEN A L’OUEST von Costa-Gavras**
Elias (Riccardo Scarmarcio), ein junger Illegaler aus einen nahoestlichen oder nordafrikanischen Land, geraet unfreiwillig in einen griechischen Ferienclub. Obwohl die Polizei nach ihm fandet, hat er Glueck und wird von einer deutschen, sexhungrigen Touristin (Juliane Koehler) versteckt. Ein Zauberkuenstler (Ulrich Tukur), der in diesem Club gastiert, laedt ihn ein, nach Paris zu kommen. Damit beginnt  fuer den – nur ein paar Brocken Franzoesisch verstehenden – Elias eine turbulente Reise quer durch Europa. Mal als Mitfahrer oder Beischlaefer,  mal als ausgebeutete Billiglohnkraft, immer auf  der Flucht vor der Polizei, der er mit flinken Beinen und schlauer List witzig-komische Volten schlaegt. In Paris findet er zwar seinen Zauber-Kuenstler wieder, der aber erinnert sich nicht mehr an ihn, und so geht die ebenso traurige wie abenteuerliche Reise des illegalen Elias wohl noch eine geraume Weile weiter…
Costa-Gavras hat einen eher unterhaltsamen, als politischen Film gedreht. Wohl mit ernstem Hintergrund, aber eher mit der Absicht vordergruendiger Vergnueglichkeit. Nett, aber nicht unbedingt  festival-tauglich. (Wettbewerb, ausser Kokurrenz)

DEUTSCHLAND 09**
13 Kurzfilme von deutschen Regisseuren, die unverbunden aneiandergereiht sind. Vorgegebenes, aber nicht genauer bestimmtes Theama ist „Deutschland heute“. Entsprechend kuenstlerisch uneinheitlich fallen die einzelnen Beitraege aus. Das reicht von einem Stimmungsbild des morgendlich erwachenden Berlin (Angela Schanelec) bis zur schrillen Satire eines vergammelten Krankenhauses, in dem der Patient Deutschland operiert wird (Wolfgang Becker); von einem heiter ironischen Spiel um einen pessimistischen Vater, der (nach  Pilleneinnahme) sein Kind ueber Berlin fliegen sieht, und das schliesslich im Kanzleramt bei Angela Merkel landet (Danny Levi) bis zur boesen Goteske ueber einen bayrischen Speditionsunternehmer, der die Redaktion der FAZ erschiesst , weil sie nicht mehr „Fraktur“ druckt (Hans Steinbichler). Teils unterhaltsam, teils bissig, teils ueberfluessig. (Wettbewerb, ausser Konkurenz)

MAMMOTH von Lukas Moodysson (Schweden)*
Mini-Geschichten, die in New York, Bangkok und Manila spielen, werden miteinander verknuepft: es geht um Familien und Kinder. Leo und Ellen, ein bestverdienendes Ehepaar, lebt mit 7jaehriger Tochter und philippinischer Nanny Gloria in Manhattan. Gloria’s Kinder wachsen in bescheidenen Verhaeltnissen bei ihrer resoluten Grossmutter in Manila auf, der 10jaehrige Salvatore wird von einem Touristen missbraucht. Und auf einer Geschaeftsreise nach Thailand lernt Leo eine huebsche Bardame kennen (auch sie hat ein kleines Kind), er will aber keinen Sex, sondern nur den vom gluecklich-freien Leben in der unschuldigen Natur – zwecks Selbstfindung – traeumen. Den Reichen der 1.Welt geht’s gut, aber Zeit fuer ihre Kinder haben sie trotzdem nicht: die Armen der 3.Welt muessen dagegen auf unanstaendige Weise schuften, deshalb werden auch ihre Familien zerstoert. Banale Erkenntnisse in schoenen Breitwandbildern = Betroffenheits-Kitsch. (Wettbewerb)

RAGE von Sally Potter (GB)*
Wortreiche Statements eines guten Dutzend Beteiligter einer verruecktem Modenschau in New York. Exzentrische Typen in Nahaufnahmen vor grellfarbigem Hintergrund : Unfaelle, Mordanschlaege und allgemeines Chaos dieser Show werden wortreich geschildert und kommentiert. Ein formaler Einfall der Regisseurin Sally Porter, der 15 Minuten traegt, aber gute anderthalb Stunden langweilt. Trotz einzelner ironischer oder sarkastischer Momente (Jude Law als russische Transe, Judie Dench als schrille Mode-Journalistin) insgesamt ebenso misslungen wie ueberfluessig. (Wettbewerb)


THE DUST OF TIME von Theo Angelopoulos *
Zweiter Teil einer Trilogie, die sich mit dem 20. Jahrundert beschaeftigt. Hauptpersonen sind ein griechisches Paar, Spiros und Eleni. Getrennt durch die Zeitlaeufe, treffen sie sich wieder am Tag von Stalins Tod in Kasachstan. Sie werden erneut getrennt, Eleni kommt nach Sibirien, wo sie ihren und Spiros Sohn gebirt, der aber bei Pflegeeltern (im Westen) aufwaechst. Um die Jahreswende 1999/2000 treffen sich alle wieder, diesmal in Berlin. Der Sohn ist inzwischen Regisseur geworden, hat eine kleine Tochter und sucht in Rom nach filmischen Spuren der Familiengeschichte.
Es ist ein Film, der laufend zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen den verschiedenen Altersstufen der Personen, zwischen Orten und Laendern springt, so dass nur schwer die verwickelten Zusammenhaenge zu durchscheuen sind. Manche Bilder sind eindrucksvoll, besonders die in den russischen Rueckblenden, doch der groesste Teil des Films ist aus bedeutungsschwangeren Szenen zusammengefuegt, die oft ins Kunstgewerbliche oder Banale abdriften (zerstoerte Fernseher in Cinecitta, eine besetztes Haus in Berlin). Trotz beruehmter Namen bleiben die Schauspieler blass, werden oft zum Chargieren gezwungen (Michel Piccoli, Bruno Ganz, Irene Jacob, Willem Dafoe). Das Film wirkt ueber weite Strecken, als ob Angelopoulos seinen eigenen Stil parodiere. (Wettbewerb, ausser Konkurrenz)

RICKY von  Francois Ozon*
Eine alleinerziehende Fabrikarbeiterin in einer franzoesischen Industriestadt  verliebt sich in einen spanischen Kollegen,. Sie bekommt ein Baby von ihm, dem alsbald Huehner-Fluegel wachsen. Das fliegende Baby fuehrt zu komischen Situationen im Kinderzimmer wie in der Oeffentlichkeit, aber irgenwann fliegt es (aus Unachtsamkeit der Mutter) davon. Die zunaechst enttaeuschte Klein-Familie findet sich damit ab. Ein ziemlich langweiliger Film-Mix aus Sozialreportage, schlichter Situations-Komik und Fantasy-Elementen. Ueberfluessig. (Wettbewerb)