Hass zwischen Baumwollfeldern: „Shotgun Stories“ von Jeff Nichols ****

Eine Familienfehde im laendlichen Arkansas (USA). Die Brueder Son, Kid und Boy leben am Rande der Verwilderung, erhalten sich durch Gelegenheitsarbeiten in einer Fischfarm. Ihr Vater war Alkoholiker, hat seine Frau und die drei Soehne verlassen. Gruendete aber eine neue, zweite Familie, wurde „trocken“ und glaeubig, zeugte vier weitere Soehne.
An seinem Grab treffen sich – zu Beginn des Films – die Halbbrueder: als Son seinen toten Vater schmaeht und den Sarg bespuckt, beginnt sich eine Hass- und Gewalt-Spirale zwischen den jungen Maennern langsam hochzuschrauben, die zum Tod zwei der Brueder fuehrt. Erst als Kid die Sinn- und Ziellosigkeit dieser primitiv-brutalen Verhaltensweisen – mehr intuitiv als intellektuell – erkennt, sein zuvor gekauftes Gewehr vor den anderen beiseite legt, scheint sich die Familienfeindschaft – zumindest unter den ueberlebenden Bruedern – zu beruhigen…
Diese fast archaische Story, die viel mit dem amerikanischen Western zu tun hat, zeigt der junge Regisseur Jeff Nichols (31) nicht als Action-Thriller, sondern als ruhig-dahinfliesende, epische Erzaehlung zwischen weiten Landschaften und kargen Dialogen. Die endlosen Baumwollfelder oder die riesigen Fischteiche sind keine „schoenen“ Landschaften, wirken eher trostlos und verlassen, spiegeln jedoch die muehselig-harte Arbeit, mit der die dort wohnenden Menschen ihren Lebensunterhalt erwerben muessen. Armut,Verbissenheit, Hass und latente Gewalt scheinen vor diesem Hintergrund unabwendbar. Nichols beschoenigt nichts, beobachtet wie sich die Gewaltausbrueche langsam hochschaukeln – aber er zeigt sie nicht im Bild – stattdessen lange Schwarzblenden. Die – auch in kleinen Nebenrollen – hervorragenden Schauspieler ueberzeugen durch ihre natuerliche Praesenz, sind Typen und Individuen zugleich.
Ein in seiner sproeden, praezisen Erzaehlkunst beeindruckendes Beispiel fuer eine andere, rauhe Seite Amerikas, fuer ein unabhaengiges Kino jenseits von Hollywood, fuer filmisch frische Impulse abseits der intellektuellen Metropolen.

Foto/Verleih: Fugu Verleih

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