Popig-derber Schwank: „Don Pasquale“ in der Komischen Oper ***

Die Neu-Inszenierung durch die niederlaendische Regisseurin Jetske Mijnssen verwandelt Donizetti’s elegante Opera buffa in eine modisch gestylte,  dralle Gauner-Komoedie. Don Pasquale ist hier ein reicher Rentner, dessen Wohnzimmer von einem pompoesen Sarg beherrscht wird. Darin versteckt er eine grosse, knallrote Sport-Tasche voller Geld. Und diese Tasche ist es, nach der alle Personen des Stueckes gieren: sein Arzt und Vertrauter Malatesta – ein etwas undurchsichtiger, smarter junger Mann im schicken Outfit;  Ernesto, sein droeger Neffe, der auf das versprochene Erbe wartet und in seinem gelben Pulli und der schweren Hornbrille wie ein verschlafener Pennaeler aussieht; vor allem aber die huebsche und durchtriebene Norina, die ihren Sex-Appeal ungeniert bei allen einsetzt, wenn sie dadurch bloss an die Geldtasche rankommt.
Diese Umdeutung des Librettos sorgt zwar fuer viel szenischen Wirbel, unterschlaegt aber, dass die Musik neben den komischen Momenten auch menschliche Gefuehle wie Liebe und Einsamkeit schildert, dass sie neben den turbulenten Ensembles und aberwitzigen Finali auch zaertliche, anruehrende und melancholische Toene besitzt.
Mit Gags und Einfaellen wird nicht gespart und die Regisseurin versteht es, diese geschickt und wirkungsvoll einzusetzen, auch wenn manche dieser Slapsticks und komischen Nummern ziemlich bekannt oder geschmacklich fragwuedig scheinen: wenn Norina und Malatesta unterm Sarg fummeln und sich ihrer Kleider entledigen muessen, wenn Ernsto sich im selben versteckt oder seine Hose verliert,  wenn Pasquale sich durch dauernd umfallende Stuehle quaelt oder wenn aus dem urspruenglichen Notar eine huenenhafte Notarin im blass-rosa Schneider-Kostuem wird, die dann auch noch den ihr gegenueber grotesk schmaechtigen Malatesta heftigst begrabschen darf.

Die Saenger bringen sich in diesen Gauner-Stadl voll ein. Jens Larsen als fidel-grantelnder Pasquale,
Adrian Strooper als piefiger, tenoral etwas duenner Ernesto, Guenter Papendell mit sattem Bariton und geschmeidigem Agieren als Malatesta sowie die vorzuegliche Christiane Karg als kesse Norina, deren gelaeufige Koloraturen ebenso passgenau sitzen wie ihre extravagenten Schuhe und Klamotten.
Der Chor zeigt sich nur kurz als schraege Party-Gesellschaft, waehrend sechs aeltere Herren, anzusehen wie stocksteife Angestellte von  Grieneisen,  als Pasquales stumme Diener streng und ausdauernd umherwuseln.
Dieser effektvollen, aber doch recht derben Lesart des „Don Pasquale“ schliessen sich Orchester und  Gastdirigent Maurizio Barbacini voll an – immer rauf auf die Pauke! – nur schnell und laut ist hier die Devise. Ein Faschings-Schwank, eine Farce eben – und weiter nichts.

Foto: Komische Oper

naechste Vorstellungen: 5. / 20. /  27.Februar