Bestuerzendes Stadt-Portraet: „Tirador“ von Brillante Mendoza *****

Seit der philippinische Film-Regisseur Brillante Mendoza im letzten Jahr beim Filmfestival in Cannes mit „Kinatay“ das Publikum spaltete, aber gleichzeitig den Preis fuer die beste Regie bekam und anschliessend auch in Venedig und in Dubai mit „Lola“ grossen Erfolg hatte, muss die internatinale Kino-Welt einen neuen, aufregenden und provokativen Filmemacher zur Kenntnis nehmen. 
Der 1960 geborenen Mendoza dreht erst seit 2005 Kino-Werke (vorher arbeitete er vorwiegend fuers Fernsehen), erstaunliche neun sind es bisher insgesamt. Das Berliner Kino Arsenal zeigt nun – eine Woche vor Beginn der Berlinale – sieben dieser Fime, darunter „Tirador“.
„Tirador“ (engl.Titel „Slingshot“, 2007) fuehrt in die Slums von Manila und wirft gleichsam Spottlights auf einige Bewohner, ohne dass daraus groessere Geschichten entwickelt wuerden. Es geht um ein Gesamtbild dieses – fuer europaeische Augen – schrecklichen Ortes, wo die Menschen auf engstem Raum zusammengepfercht sind, Menschen in aesserster Armut, die meist  nur durch stehlen, betruegen, hehlen – verbunden mit oft blutiger Gewalt – zu ueberleben vermoegen. Fehlende Hygiene, Neid und Missgunst machen den Alltag fuer diese Bewohner zur Hoelle. Drogen und Sex spielen dabei – wen wundert’s – eine grosse Rolle, brutale Razzien einer bestechlichen Polizei sind die Folge – ein anscheinend undurchdringlicher Teufelskreis.
Voewiegend gefilmt mit Handkameras, die in rasendem Tempo durch Zimmer, Treppen, Flure, enge Gassen, Abwasserkanaele oder ueberfuellte Stassen und Platze hasten. Die Schluss-Sequenzen dieses halbdokumentarischen Spielfilms zeigen den lokalen Wahlkampf von 2007: wie die  unwissenden, ungebildeten Slumbewohner gegen entsprechende Stimmabgabe offen bezahlt werden, waehrend Politiker auf einer pompoes-inszenierten Massen-Veranstaltung leere Phrasen dreschen: Bilder einer verlogenen, korrupten Gesellschaft, krass gespalten in arm und reich.