Komischer Alltag: „Diebe“ im Deutschen Theater ***

Ein ueberlanger Abend. Knapp vier Stunden bevoelkern ebenso normale wie komische Zeitgenossen die karge Szene. Finn, ein Versicherungsmakler,  will nicht mehr aufstehen, zieht sich in seine Wohnung und damit vom Leben zurueck. Seine – von ihrem Verlobten Reiner -  verlassene Schwester Linda besucht den grantelnden Vater wie immer im Altersheim:  der will dort raus. Thomas, ein Polizist, und Monika, eine Verkaeuferin im Supermarkt, sind noch ein glueckliches Paar, bis Monika‘ s Geschaeft von einem auslaendischen Investor uebernommen und sie entlassen wird. Die schrille Mira erwartet ein Kind und weiss nicht , ob sie es abtreiben lassen will. Ihre Freundin Gaby hat dagegen ein seltsames, naechtliches Abenteuer mit ihrem Feund: er legt ihr eine Eisen-Kette umd den Hals und erwuergt sie fast. Das aeltliche, spiessige Ehepaar Schmidt glaubt sich von einem Wolf im Garten verfolgt – es ist aber dann nur ein Mann namens Josef Erbarmen, der dank Herrn Schmidt‘ s Samenabgabe vor vielen Jahren gezeugt wurde und der jetzt seinen physischen Vater sucht. Eine aeltere Dame erstattet bei Thomas auf dem Polizeirevier eine verspaetete Vermissten-Anzeige: vor 43 Jahren verliess ihr Mann das gemeinsame Hotelzimmer und verschwand.
Kuriose Episoden, zu einem etwas diffusen Puzzle gefuegt: ausgedacht von der Berliner Literaturpreistraegerin Dea Loher, charakterisiert durch allerlei Spiegelfechtereien von Alltags-Woertern und gestanzten Satz-Formeln.  Mono – und Dialoge – mal komisch, mal abtrus, gelegentlich auch tragisch.
Regisseur und Buehenbildner Andreas Kriegenburg bastelt daraus eine muntere Szenen-Folge, in der die einzelnen Personen und Paare bei ihren Auf- und Abtritten gleichsam aus einem buehnen-beherrschenden Hamsterrad purzeln oder wieder aufspringen. Dazu ertoenen flotte Oldies von Fred Astair bis Doris Day: Alltag eben, voll von bizarren Macken und  komischen  Spruechen – grotesk-ironisch aufgespiesst, aber machmal auch nervig in seiner  troegen Gespreiztheit.
Leider geht dem Stueck (und auch der Inszenierung) nach der Pause die Luft aus. Statt lustig wird’s nun sentimental. Und die Musik plaetschert immer minimalistischer. Zwar koennen die durchweg vorzueglichen  Schauspieler ( ua. Susanne Wolff, Judith Hofmann, Barbara Heynen, Markwart Mueller-Elmau) das nun  durchhaengende Stueck zum ansehnswerten Ende bringen, aber wirklich retten vermoegen sie es nicht.
Weniger, waere bei dieser Urauffuehrung sicher mehr gewesen.

Foto: Arno Declair/Deutsches Theater

naechste Vorstellungen: 28.2. / 4.3. / 28.3. / 5.4.