Blasse Schoenheit: „La Peri“ in der Staatsoper ***

Ein romantisches Ballett, uraufgefuehrt 1843 an der Pariser Oper, heute weitgehend vergessen. Vladimir Malakhov versucht nun die unbekannte Schoene wiederzubeleben und erzaehlt die anruehrende Geschichte der Peri ganz im Stil eines grossen, aufwendigen Tanzdramas der damaligen Epoche. Er haelt sich dabei eng an historische Vorlagen, Bilder und Beschreibungen, rekonstruiert den Tanz-Stil dieser Zeit, da die Original-Choreographie verloren ging.
Die Handlung: Prinz Achmed ist seines Harems ueberdruessig, sehnt sich nach einer beonderen Art der Liebe und glaubt sie in der Gestalt eines maedchenhaften Geister-Wesens zu finden, eben jener elfengleichen Peri, die ihm in seinen Traeumen und Opium-Raeuschen erscheint. Doch die Verwechslung von Wahn und Wirklichkeit endet fuer den Prinzen toedlich – da hilft im Theater nur noch eine maerchenhafte Schluss-Apotheose der vereinigten Liebenden.
Der Ausstatter Jordi Roig entwarf einen weitraeumigen Palast-Saal mit Ausblick, ueppigem Sofa und vielen Liege-Kissen im orientalischen Geschmack, so wie das 19.Jahrundert diese Art von Exotik schaetzte,  dazu praechtige Kostueme aus pastellfarbigen Schleier-Stoffen fuer die Harems-Damen und das beruehmte, knielange weisse Tutu fuer die Peri.
Der knapp zweistuendige Abend gleicht einem lebendig gewordenen, exotischen alten Bilderbuch, ein Ballett der kleinen, feinen Schrittfolgen, Haltungen und Posen, anmutig und altmodisch zugleich.
Die Taenzer bewegen sich im klassischen Reglement perfekt, schweben mit hoher Leichtigkeit und Grazie ueber die Buehne. Die Haupt-Partien sind mehrfach besetzt – in der von mir besuchten Vorstellung war die Japanerin Shoko Nakamura eine wunderbar-zarte, ideale Peri,  kraftvoll assistiert von ihrem russischen Partner Mikhail Kaniskin als Prinz. Hervorragend aufeinander eingespielt : das gesamte Ensemble.
Doch die detailgenaue, liebevolle Neu-Inszenierung dieses romantischen Balletts – die gefaellige, aber kaum nachhaltige Musik stammt vom Deutsch-Franzosen Friedrich Burgmueller – hat ein grosses Manko: ihre aeussere Schoenheit bezaubert, aber sie beruehrt in keinem Moment – ein Maerchen ohne tiefere Bedeutung, teilweise mit Klischees beladen, die heute, wenn sie bloss uebernommen werden, eher befremden oder langweilen. Vladimir Malakhov hat der „Peri“ ein perfekt-sitzendes, elegantes Gewand geschneidert, es aber nicht vermocht, ihr Blut und Leben einzuhauchen : so bleibt sie, was sie war -  ein schoenes, aber blasses  Geister-Wesen.

Foto: Enrico Nawrath / Staatsballett

naechste Vorstellungen: 11.und 12.Maerz / 13.und 15.April 2010