Riskanter Einsatz: „The Hurt Locker“ von Kathryn Bigelow ****

Der Film spielt im Irak-Krieg und zeigt die taegliche Arbeit eines Bomben-Entschaerfer-Trupps, einer kleineren Gruppe raubeiniger Maenner, Spezialisten im Orten,  Aufspueren und Vernichten versteckter, handgebastelter Bomben. Die Kamera ist dabei immer dicht an der Koerpern der Soldaten, verfolgt jeden ihrer Blicke und Gesten, man hoert ihren Atem, fuehlt gleichsam wie ihr Adrenalinspiegel steigt. Bis auf ganz wenige, kurze Ausnahmen ist das gesamte Geschehen aus dem Blickwinkel der amerikanischen Soldaten gefilmt, der Zuschauer sieht, hoert und erlebt nur das, was auch sie sehen, wahrnehmen und erfahren.
Wie einzelne Episoden reihen sich die taeglichen Einsaetze aneinander, getrennt durch knappe Szenen im Lager, in denen die Soldaten ueber Persoenliches sprechen : ueber ihre Familien, ueber den Sinn ihres Lebens, ueber Aengste, ueber Beziehungen untereinander. Im Mittelpunkt steht Sgt.James (Jeremy Renner),  der neu hinzukommt und einen zu Beginn des Film umgekommenen Spezialisten ersetzen muss: ein unangepasster, rebellischer Typ, dem der gefaehrlichen Kitzel des Bombenentschaerfens geradezu lebensnotwendig erscheint. Demgegenueber sein schwarzer Kumpel Sanborn (Anthony Mackie), der – ernuechtert vom grausamen Geschaeft – die Tage bis zum Ende seines Irak-Einsatzes zaehlt oder Sgt.Eldridge (Brian Geraghty), der zynisch-verzweifelt seinen Job verflucht, bis er schwer verwundet  – und gleichsam wie erloest – abtransportiert wird.
Der hoch-spannende, im Stil eines Action-Dramas gedrehte Film zeigt keinerlei allgemeinere Ueberblicke, weder auf das kriegerische Geschehen noch auf die politische Hintergruende oder auf Probleme der Armee. Die Iraker tauchen nur als stumme Randfiguren auf, meist als Beobachter der einzelnen Bombenentschaerfungen: ob Freund oder Feind ist fuer die Soldaten (wie auch fuer die Zuschauer) kaum auszumachen.
Gutaussehende, kraeftige Maenner in Augenblicken hoechster physicher Gewalt – ein Grundthema der Filme von Kathryn Bigalow; in diesem Fall im Irak-Krieg angesiedelt. Brillant filmisch umgesetzt, von (bewusst) unbekannteren Darstellern hervorragend gespielt und mit gerade soviel melodramatischem Gefuehl  durchsetzt, dass die Anteilnahme des Zuschauers trotz der realistischen Schock-Bilder immer gewahrt bleibt. Am Ende – wenn der Hauptheld nach seiner Entlassung in die USA, sich dort langweilt und zu einem zweiten Kriegs-Einsatz zur Truppe zurueckkehrt – und wenn er in voller Montur eine Strasse entlang dem Panorama-Horizont entgegen schreitet, dann ist dies grosses, gefuehls-starkes Kino in der besten Tradition Hollywoods.

Foto /Verleih: Concorde

Der Film wurde unter dem Titel „Toedliches Kommando“ im August 2009 in den deutschen Kinos gestartet. z.Zt noch zu sehen: Kino Eiszeit (OmU); CineStar Sony Center (OV)