Ein perfekter amerikanischer Traum: “ The Social Network“ von David Fincher ***

Die Entstehungsgeschichte des Internet-Erfolgs „Facebook“ als Hollywoods Hommage an das amerikanische Selbstverständnis: die scheinbar wahre Story vom mittellosen Harvard-Studenten Mark Zuckerberg zum jüngsten Milliardär der USA.
Der mit viel smartem Raffinement gedrehte Film von David Fincher erzählt in geschickten Vor- und Rückblenden wie der brave Student Zuckerberg durch Zufall und Genie zum ungewollten Erfinder einer digitalen Revolution wurde, wie er und ein paar Freunde eine Art von unverbindlichen, digitalen „Brieffreundschaften“ erfanden. Und wie sich daraus ein gewaltiger Wirtschaftskrimi entwickelte: wie Freundschaften zerbrachen, Liebesbeziehungen in die Brüche gingen und Anwälte letzlich die Angelegenheiten im Sinne einer effektiven Wirtschaftlichkeit regelten.
Die wirkliche, die wahre Geschichte von Zuckerberg und Facebook kennen nur wenige Personen; der Film von Regisseur Fincher und seinem kongenialen Drehbuchautor Aaron Sorkin  – basierend auf einem Buch von Ben Mezrich – zeigt den amerikanischen Traum  „vom Tellerwäscher zum Millionär“  in einer aktuellen Ausgabe, nämlich im 21., digital geprägten Jahrundert. Ein kommunikations-unfähiger Computer-Freak entdeckt unbeabsichtigt ein soziales Netzwerk, das  auf weltweite Resonanz stösst. Um diese Erfindung zu sichern, verrät er Freunde und Mitarbeiter – nicht böswillig, aber aus innerem Behauptungswillen. Die daraus erfolgenden Prozesse enden mit Vergleichen, finanziellen Abfindungen und persönlichen Geheimhaltungs-Verpflichtungen.
David Fincher gelingt ein filmisch spannendes Bio-Pic, dramaturgisch geschickt eingefädelt, virtuos geschnitten, mit passend-aufputschender Musik unterlegt, vor allem aber hat er  mit seinen jungen Darstellern die hohe Kunst des tempogeladenen, treffsicheren Dialogs eingeübt : Jesse Eisenberg als naiver, selbstbezogener Zuckerberg, Andrew Garfield als sein einziger Freund und Geschäftspartner Eduardo Saverin sowie Justin Timberlake in der Rolle des eloquent-aufschneiderischen Managers Sean Parker. Sie alle überzeugen durch jugendliche Identifikation.  Frauen spielen – naturgemäss in diesem Genre – nur die Rollen einer hübscher Neben-Dekoration, obwohl der Film mit der rassanten, verbalen Auseinandersetzung zwischen Zuckerberg und seiner Freundin Erica beginnt, an deren Ende sie dem selbstverliebten Compter-Nerd den Laufpass gibt – zugleich damit aber ungewollt die Erfolgsgeschichte des „Social Network“ initiiert.
Raffinierter und eleganter kann – trotz aller filmischen Glätte – Hollywood den ur-amerikanischen Selfmade-Traum derzeit kaum präsentieren.  Nicht nur für Facebook-Fans!

Foto: Jesse Eisenberg als Zuckerberg – Verleih: Columbia Pictures/Sony

zu sehen: Babylon Kreuzberg (OV), CineStar Sony Center (OV), International (OmU), CinemaxX Potsdamer Platz, UCI Zoo Palast,
                 Kino in der Kulturbrauerei, Die Kurbel, Titania Palast, Cubix Alexanderplatz, Passage Neukölln  u.a.