Bilder und Zeichen: ‚Das Rheingold‘ in Halle (Saale) ***

Für zwei Vorstellungen schwamm Richard Wagners „Rheingold“ in der Saale, genauer: in einem langen Fang-Netz fischten Götter und Zwerge goldfarbene Metall-Förmchen aus einem schmalen Wasserbecken entlang der Bühnenrampe.
Auftakt eines Ring-Zyklus, der bis 2013 in Koproduktion mit dem Theater in Ludwigshafen entstehen soll. Inszeniert vom Intendanten der pfälzischen Bühne, Hansgünther Heyme, dirigiert vom musikalischen Leiter beider Häuser, Karl-Heinz Steffens (einem Ex der Berliner Philharmoniker) und musiziert vom jeweiligen ortsansässigen Orchester.
Heyme, der auch sein eigener Ausstatter ist, erzählt die Geschichte gleichsam als modern bebildertes Bühnenmärchen. Alberich, mit langem blonden Haar und blanker Brust unterm modisch-schwarzen Anzug, geht den kessen Rheintöchtern mit ihren hochgesteckten, roten Haarschöpfen drastisch an die Wäsche, die Götter streiten in schicker weisser Abendgarderobe um modischen Flitter und jugendlichen Glanz verleihende Äpfel, zwei schwarz kostümierte Kinder tragen den beiden Riesen je einen überdimensionalen Umriss ihrer Figur wie eine Laubsägearbeit hinterher, und am Schluss, beim abendlichen Einzug in Walhalla, fallen regenbogenfarbige Tücher aus dem Bühnenhimmel und schweben seltsam-düstere Rauschgoldengel herab: ein Hinweis auf die im nächsten Ring-Abschnitt auftauchenden Walküren.
Nicht all diese Bilder und Zeichen überzeugen oder sind zu enträtseln, wie etwa die diagonal durch den Raum verlaufende hohe, dunkle Wand, die mit ihren weissen Buchstaben und Zahlen an die Anzeigentafel eines Flughafen erinnert.
Doch gewinnt die szenische Gestaltung vor allem durch ihre lebendige Personenführung und das kraftvolle Spiel der Sänger-Darsteller an Spannung.
Besonders der macho-hafte Alberich von Gerd Vogel, der elegant-süffisante Loge von Paul McNamara, die energische Fricka der Ulrike Schneider sowie Julia Freyenbogen’s Erda,  eine schlank-verführerische Brünette in Stiefeln, überzeugen. Gerard Kim als Wotan besitzt einen voll-klingenden Bass-Bariton, es fehlt ihm aber noch an der stück-beherrschenden Statur und der ‚götter-väterelichen‘ Ausstrahlung. Sehr spielfreudig das muntere Rheintöchter-Terzett.
Dirigent Karl-Heinz Steffens nimmt Wagners Musik als breit-,  gelegentlich sogar träge dahinfliessenden Fluss. Etwas straffer und auch kantiger muss die Fahrt aber aufgenommen werden, um unbeschadet das Ziel (der „Götterdämmerung“) zu erreichen.
Wer heute einen neuen Ring schmiedet, muss einiges wagen,  Altbewährtes klug mit neuen Ideen verküpfen,  Modisches allein genügt nicht. Der Beginn des pfälzisch-anhaltinischen Unternehmens immerhin lässt hoffen. In diesem Sinn: Glück auf!

Foto:Kiermeyer/Theater im Pfalzbau Ludwigshafen