Dröger Diskurs: ‚Peggy Pickit sieht das Gesicht Gottes‘ im DT **

In einer deutsche Stadt treffen sich  zwei befreundete Arzt-Ehepaare um die Vierzig  nach mehreren Jahren zum gemeinsamen Abendessen. Carol und Martin haben unter schwierigen Bedingungen in Afrika gearbeitet, Liz und Frank waren daheim geblieben, haben inzwischen eine sechsjährige Tochter und einiges Vermögen angehäuft. Gastgeschenk von Carol und Martin ist eine afrikanische Holzpuppe, während Liz und Frank eine Plastikpuppe der Marke „Peggy Pickit“ dem kleinen Waisenmädchen zugedacht haben, das Carol und Martin in Afrika aufgezogen aber nun – aus welchen Gründen auch immer – nicht mit nach Deutschland gebracht haben. Nach zunächst harmlosem Wiedersehens-Geplänkel, bricht bald Streit zwischen den Paaren aus. Unterschiedliche Meinungen über das Verhalten gegenüber dem Kontinent Afrika und seinen Menschen, über moralisches Handeln im Allgemeinen  und die Verantwortung des oder der Einzelnen im Besonderen.
Roland Schimmelpfennig, einer der meistgespielten Gegenwarts-Autoren, hat den knapp anderthalb-stündigen Einakter als deutschen Beitrag zu einem dreiteiliges Theater-Projekt über Afrika geschrieben (Toronto, 2010). Der österreichische Regisseur Martin Kusej stellt das Stück als deutschsprachige Erstaufführung im Deutschen Theater vor (Premiere war am 19.November letzten Jahres). Der dramaturgische Trick besteht darin, dass die vier Personen ihre jeweiligen persönlichen Gedanken – über die anderen oder über Afrika -  laut ‚beiseite‘ sprechen, während das gemeinsame Spiel in diesen Momenten als lebendes Bild erstarrt. Eine Mischung aus Verfremdungseffekt und psychologischen Realismus. Kusej lässt das ganz minimalistisch in einem leeren Bühnenkasten vorführen, ausser den beiden Puppen gibt es keine Requisite.
Die vier Schauspieler (Maren Eggert, Ulrich Matthes, Sophie von Kessel, Norman Hacker) mühen sich redlich, den doch sehr papierenen Text (der mit viel Wiederholungen und bewusst gesetzten Alltags-Floskeln arbeitet) und die gedanklich nicht sehr ergiebige Diskussion über die Probleme mit schwarzen Kontinent über die Rampe zu bringen. Vergebliche Liebesmühe – höflicher Beifall nach 80 sich dehnenden Minuten für eine politisch wie psychologisch unergiebige, lahme „Zimmerschlacht“.
(PS. Der kurze Aufsatz des HU-Professors Andreas Eckert im Programmheft ist weit instruktiver und anregender als das ganze theatralisch-fade Stück.)