Verspäteter Karnevals-Jux: ‚Wissen Sie, wie man Töne reinigt?‘ in der Schiller-Theater-Werkstatt ***

Einen Jux will er sich machen: damals 1913 war es Erik Satie, der mit verdrehten Worten und verqueren Melodien seine Zeitgenossen teils unterhielt, teils provozierte – heute ist es Staatsopern-Intendant Jürgen Filmm der damit eine volle Stunde sein gewogenes Publikum im der Schiller-Werkstatt launig unterhält. Es handelt sich dabei um eine kleine Albernheit: ein Baron Qualle will seine Tochter Frisette verheiraten, doch nicht nur der Diener Polycarpe, auch der vorgesehne Schwiegersohn Astolfo stolpern über allerlei absurde Sprach- und Musik-Spielereien: z.B. ‚wie reinigt man Töne?’  – man wischt auf eine Schiefertafel geschriebene Noten weg – oder: ‚Können Sie auf dem linken Auge tanzen?‘ – als Antwort schlagen drei tanzende Affen Purzelbaum.
In der Mitte des Raumes steht ein Billard-Tisch, drum herum sitzt auf alten Stühlen und Sofas das Publikum. Drei glänzend aufgelegte Schauspieler (Stefan Kurt, Jan Josef Liefers, Klaus Schreiber) hasten in alt-modischen Fräcken und abenteurlichen Frisuren herein, mimen Farce und Groteske zugleich, kaspern mit dem Publikum, spielen auf diversen Instrumenten wie Marimbaphon und Maultrommel, oder singen (in franz.Sprache) Satie’s populäre Chansons (‚Je te veux‘). Einer der  Höhepunkte ist eine musikalische Performance: wenn mit leichten Stäben die geschickten Darsteller auf einem Dutzend gutgefüllter Wassergläsern die berühmte ‚Gymnopedie No.1‘ in unterschiedlichen Tempi trommeln – ein zauberhafter Moment.
Eine bunte Mischung aus Worttüffteleien und süffiger Musik: an Klavier, Harmonium und Konzertflügel bewährt sich prachtvoll der spillerige Arno Waschk und die drei Schauspieler, die auch öfters das pompös-übertriebene Kostüm wechseln dürfen, geben ihrem Affen im wahren Sinn des Wortes kräftig Zucker. Nicht jeder Gag ist gelungen, nicht jedes Witz trifft ins Schwarze. Aber als freundlich-verspäteter Faschings-Schwank aus dem Paris von anno dunnemals beweist der kurze Abend doch einigen Charme.
Das gewogene Publikum feierte den Einstand des Intendanten und Hausherrn Jürgen Filmm als Regisseur und rheinische Frohnatur mit sehr freundlichem Beifall.

Foto:Hermann Baus/ Staatsoper Berlin

nächste Vorstellungen:29./ 30./ 31.März/ 01./ 05./ 06./ 07./ 09./ 10.April