Melancholisches ‚Coming-out‘: ‚Beginners‘ von Mike Mills ***

Oliver ist ein 38-jähriger, mässig erfolgreicher Designer in Los Angeles. Zu Beginn des Films entrümpelt er das Haus seines soeben verstorbenen Vaters – dem ehemaligen Direktor eines Museums für moderne Kunst. Der etwas schüchterne, zurückhaltende Oliver hat den krebskranken Vater aufopfernd gepflegt und erzählt nun in vielfältigen, etwas sprunghaften Rückblenden die Geschichte seiner engeren Familie: wie 1955 seine Eltern trotz oder wegen ihrer unterschiedlichen Charaktere und Veranlagungen heiraten; wie er als Kind die unterschwelligen Spannungen zwischen den Eltern instinktiv spürt, ohne den Grund dafür zu erkennen; wie ihm nach dem unerwarteten, schnellen Krebs-Tod der Mutter der inzwischen pensionierte Vater seine homosexuelle Veranlangung eröffnet und diese nun in schwulen Kreisen auzuleben versucht; und wie Oliver selbst eine fragile Liebesbeziehung zu einer jungen, französischen Schauspielerin eingeht: ob er dabei seine – wohl durch unbewusste Kindheitserfahrungen erworbene – bisherige Bindungs-Unfähigkeit überwinden kann, – das bleibt am Ende des Film offen.
Hollywood-Regisseur Mike Mills („Thumbsuckers“) hat eine heitere Komödie inszeniert – mit leisem Witz und sanfter Melancholie. Locker eingeblendete alte Fotos und (Schallplatten-)Musik aus der jüngeren amerikanischen Geschichte, spielerisch-elegante Comic-Zeichnungen sowie der ererbte, treublickende Hund Arthur  (der gelegentlich seine Gedanken in Untertiteln verät) verbinden sich zu einer unterhaltsamen Reflexion über moderne Geschlechter- und Familien-Beziehungen im Amerika von heute – ohne dabei allzu tief zu gründeln oder zu psychologisch zu werden.
Der grosse Reiz der sommerlich-leichten Films beruht jedoch auf seinen beiden männlichen Hauptdarstellern: Ewan McGregor als der liebenswürdig-nette Sohn Oliver mit seinem unsicher-unentschlossenen Verhalten gegenüber seiner Umgebung und Christopher Plummer als der sich vital-outende, schwule Vater, der aber schon bald die bittere Pille seiner tötlichen Krankheit schlucken muss.
Eine mit leichter Hand inszenierte, melancholische Komödie mit zwei fabelhaften Hauptdarstellern – ein etwas zügigeres Tempo und ein gelegentlich kräftigerer Witz hätte das Vergnügen daran noch erhöht.

Poster/ Verleih: Universal Pictures Germany

zu sehen:CineStar Sony Center (OV); Babylon Kreuzberg (OmU); Hackesche Höfe Kino (OmU); Capitol; Cinema Paris; CinemaxX Potsdamer Platz; Kino in der Kulturbrauerei; Filmtheater am Friedrichshain; New Yorck