Ärger im Paradies: ‚The Descendants‘ von Alexander Payne****

„Trouble in Paradies“ – dieser Filmtitel von Ernst Lubitsch (1932) könnte auch über dem neuen Film des US-Regisseurs Alexander Payne (‚About Schmidt‘,2002; Sideway‘,2004) stehen. Das scheinbare Paradies ist Hawaii, wo der alt-eingessessene Clan der Familie King das letzte unbebaute Grundstück besitzt: eine traumhaft schöne Bucht mit prächtiger baumbestandener Hügellandschaft im Hintergrund. Die vielen Vettern und Kusinen sind dabei sich über den günstigsten Käufer zu einigen: einen Investor aus Chicago, der ein pompöses Ferienareal darauf plant. Verwalter und Rechtsbeauftragter des Clans ist dessen Mitglied Matt (George Clooney), ein erfolgreicher Rechtsanwalt, der – wie er zu Beginn des Films erklärt, unter hohem Arbeitseinsatz seinen Job macht und vom umgebenden Paradies wenig mitbekommt. Erst als seine Frau beim Wassserski einen Unfall erleidet, und im Krankenhaus ins Koma fällt, nimmt er seine beiden harwachsenden Töchter wieder war, muss sich plötzlich um sie kümmern – ein leicht überforderter Vater, der zudem auch noch erfährt, dass seine Frau ihn mit einem Immobilienmakler betrügt und sogar an eine Trennung denkt. Ganz langsam erwacht Matt aus seinem eingefahrenen (luxuriöen) Leben und beginnt so etwas wie Verantwortung zu übernehmen: nicht nur für seine Töchter und einen eventuellen Schwiegersohn, sondern auch innerhalb des Familienclans – indem er seine Unterschrift verweigert, das unbebaute Grundstück, ein letztes Stück Natur, meistbietend zu verscherbeln. Die Kunst des Regisseurs Alexander Payne besteht im kunstvollen Ausbalancieren von tragischen und komischen Momenten – im Bild wie im Dialog. Payne verküpft Szenen und Personen so geschickt mit leichter Hand, dass der Gedanke an dramaturgische Konstruktion oder Wahrscheinlichkeit gar nicht aufkommt. Geschickt wechseln die Schauplätze, fliegen Matt und seine Töchter – halberwachsen und unsicher die ältere, von drollig-frechem Charme die jüngere – zwischen den einzelnen Inseln hin- und her, immer unterlegt mit der landestypischen heiter-melancholischen Hawaii-Musik und überzeugend gespielt bis in die kleinen Nebenrollen. Und George Clooney, in Bermuda-Shorts und bunt-geblümten Hemden, im gewellten Haar deutlich graue Strähnen, darf sogar (am Bett der toten Frau) Tränen vergiessen – ohne sentimental zu werden. Payne’s Film ist eine ebenso unterhaltsame wie intelligente ‚education sentimental‘ – sehr amerikanisch in seinem pragmatischen (Oberflächen-)Realismus – bester Mainstream in der Tradition Hollywoods – und natürlich schon mehrfach nominiert für den diesjährigen Oscar.