Die Kunst des Sport-Geschäfts: ‚Moneyball‘ von Bennett Miller ****

Baseball ist in den USA ein fast kultischer Massen-Sport – ähnlich wie in Europa nur der Fussball. Doch Bennett Millers „Moneyball“ mit dem deutschen (nicht ganz zutreffenden) Untertitel „Die Kunst zu gewinnen“ ist kein Film über den Sport, dessen Regel hierzulande nur Wenige kennen, sondern eine ganz allgemeine, menschliche Geschichte hinter den Kulissen – die Sportart spielt dabei nur eine Nebenrolle. Im Zentrum steht die Figur des Managers Billy Beane (Brad Pitt), der 2002 die mittelmässige Mannschaft der Oakland Athletics – nach einem Rekordgewinn von 20 Spielen hintereinander – an die Spitze führt. Dazu bedient sich der ehemalige (nicht sehr erfolgreiche) Baseballspieler Beane eines jungen Ökonomen und Daten-Freaks, der – mittels eines computergenerierten Systems – aus bisher unentdeckten Spielertalenten eine neue, hochmotivierte Mannschaft zusammenstellt – zur grossen Verärgerung des Coachs (brilliant: Philipp Seymour Hoffman) und der bisherigen, älteren Talent-Scouts.
Dieser junge Assistent, den Beane durch Zufall entdeckt und vom Fleck weg engagiert, heisst im Film Peter Brand – sein lebendes Vorbild ist der Autor Michael Lewis, dessen Bestseller „Moneyball: The Art of Winning an Unfair Game“ die Grundlage des Film-Drehbuchs bildet.
Der Film zeigt den Kampf der unterschiedlichen Ideen als spannendes Duell, an dessen Ende aber nicht der Sieg der einen Methode steht:  vielmehr die bittere Erkenntnis, das sobald eine Idee sich als gewinnträchtig erwiesen hat, sie sofort vom Gegener übernommen wird und dadurch die alte Ausgangssituation wiederhergestellt ist. Das heisst: mit Beane’s und Brands System kommen die armen Athletics zwar an die Spitze, aber nur kurz, da die reichen Yankee’s oder Red Sox’s sofort die neue Art der Mannschaftsauswahl der Athletics übernehmen und dadurch weiterhin die Oberliga repräsentieren.  Also kein Sportfilm: dafür das virtuos und temporeich inszenierte Porträt eines besessenen, eigenwilligen und nicht immer fairen Managers, dessen einzige Verbindung zur Welt ausserhalb von Baseball seine 12-jährige Tochter ist, die für ihn grossen seelischen Rückhalt bedeutet.
Bratt Pitt spielt diesen willens-starken, gelegentlich brutalen, aber nicht unsensiblen Individualisten grossartig und überzeugend – die Nominierung für den diesjährigen Oscar ist sein Lohn, ebenso wie die Nominierung von Jonah Hill als bester Nebendarsteller, der den Computer-Nerd Peter Brand verkörpert: ein äusserlich schüchtener, dicklich-grosser Junge, aber freundlich und von überragender Intelligenz.
Zwei Stunden spannende und kluge Unterhaltung – auch für den, der gewöhnlich nichts mit Baseball am Hut hat.

Poster/ Verleih: Sony

zu sehen: CineStar Sony Center (OV); Babylon Kreuzberg (OmU); CinemaxX Potsdamer Platz; Kulturbrauerei; Colosseum