Unter Hochdruck: ‚Il Trovatore‘ – konzertant in der Deutschen Oper Berlin ****

Warum ein Repertoire-Reisser wie den Verdi’schen „Troubadour“ konzertant? Warum keine Neu-Produktion? Wollte oder konnte man die hauseigene (ältere) Neuenfels-Inszenierung nicht wiederbeleben? Zu probenaufwendig für die Sänger-Stars, zu teuer? Warum nur zwei Vorstellungen am Ende einer Übergangs-Spielzeit?
In der von mir besuchten (zweiten und letzten) Aufführung (9.Juni) erledigten sich all diese Fragen durch die Begeisterung eines hoch animierten Publikums: Brava und Bravi nach fast jeder Musiknummer, tosender Applaus an den Aktschlüssen, ein ‚da capo‘ der berühmten Stretta des Titelhelden und ’standing ovations‘ am Ende des Abends. Die Hochstimmung einer italienischen Opern-Nacht – auch wenn statt bunter Kostüme schwarze Abendkleider und Frack auf der als Konzertsaal eingerichteten Bühne vorherrschten.
Orchester und Chor sassen frontal zum Publikum, was die Lautstärke erheblich erhöhte und bei den Solisten den Hang zum Brüllen teiweise unangenehm verstärkte. Der junge italienische Dirigent Andrea Battistoni besitzt, bei allen musikalischen Drive, den er temperamentvoll vorgab, wohl noch zu wenig Erfahrung, um solche dynamischen Unebenheiten zu unterbinden.
Im Mittelpunkt des Jubels standen die schlanke Anja Harteros als Gräfin Leonora mit einem – auch in den Koloraturen – makellos geführten und zugleich ausdrucksstarken, strahlenden Sopran sowie Dolora Zajick als Zigeunerin Azucena mit einem sattem, hochdramatisch zugespitztem Mezzo. Doch auch der beleibte und bebrillte Stuart Neill als Troubadour Manrico begeisterte: gleichsam wie ein Hochleistungssportler feuerte er seine hohen Tenortöne ins Publikum. Etwas zurückhaltender: Dalibor Jenis in der Rolle des eifersüchtigen Grafen Luna – ein nobler Kavaliersbariton, dem allerdings die böse Schwärze fehlte.
Hauseigene Kräfte und Stipendiaten der Opernstiftung ergänzten in den kleinen Nebenrollen das Star-Solisten-Quartett vorzüglich, besonders prägnant Marco Mimica als Haudegen Ferrando.
Der von William Spaulding einstudierte Chor bildete den perfekten und klangschönen Hintergrund eines ausladend-italienischen Opern-Spektakels, das – an diesem Abend -  Kunstvolles und Volkstümliches sehr wirkungsvoll verband.

Foto: Bettina Stöss/Deutsche Oper Berlin

keine weiteren Vorstellungen in dieser Spielzeit