Lautstark: ‚Attila‘ – konzertant in der Philharmonie***

Giuseppe Verdis – inzwischen viel gespieltes – Drama „Attila“, uraufgeführt 1846 in Venedig, ist ein partiotisches Spektakel: wie die christlich-mannhaften Italiener zur Zeit der Völkerwanderung (5.Jahrhundert) die barbarischen Hunnen aus ihrem Land vertreiben. Natürlich spielen auch Liebe und Verrat, Rachsucht und verletzter Stolz ein Rolle – politische Korrektheit im heutigen Sinn darf man natürlich nicht erwarten. Dafür aber viel anfeuernde, mitreissende Musik, virtuose Arien, flotte Ensemble-Nummern.
1971 wurde „Attila“ zuletzt an der Deutschen Oper gezeigt: in einer pompös-konventionellen Inszenierung, die offen lies, ob sie ironisch oder ernst gemeint war – musikalisch jedoch von grandioser Wirkung (Patané; Janowitz, van Dam, Wixell, F.Tagliavini). Wegen umfangreicher Restaurations-Arbeiten im Bühnenbereich des Hauses in der Bismarkstrasse ist der neue „Attila“
zum frühen Spielzeitende lediglich als rein konzertante Aufführung in der Philharmonie
zu erleben.
Dirigent Pinchas Steinberg heizt Orchester und Chor der Deutschen Oper mächtig an, putscht insbesondere die Stretta-Finali zu ohrenbetäubendem Kampfgetöse hoch, dem ein begeistertes Publikum mit fast ebenso lautstarken Bravi-Geschrei und tosendem Applaus antwortet. Das erfordert natürlich Sänger mit umfangreich-voluminösen Stimmen, um im ständigen Dauer-Forte mithalten zu können. Allen voran als entschlossene Freiheitskämpferin Odabella lässt die Ukrainerin Liudmyla Monastyrska ihren geschmeidigen Trompeten-Sopran stählern blitzen; für den vorgesehenen, aber erkrankten Star des Abends Erwin Schrott als Attila sprang ein hierzulande noch kaum bekannter, junger Italiener ein: Roberto Tagliavini, ein kraftvoller Bass, dem es allerdings (noch) ein bisschen an Persönlichkeit fehlt. Der kroatische Bariton Dalibor Jenis singt mit eleganter Routine Attilas italenischen Gegenspieler Ezio und der Tenor Massimo Giordano versteht es, den martialischen Kriegsgesängen auch ein paar lyrische Töne beizumischen.
Ein temperamentvoll-schmissiger Abend der lauten und robusten Töne -  eher musikalischer Blockbuster als feingestaltete Opern-Kunst.

Foto: Bettina Stoess/Deutsche Oper Berlin

Vorstellungen:19./21.Juni 2013