Promi-geil: ‚The Bling Ring‘ von Sofia Coppola***

‚Basiert auf einer wahren Geschichte‘ -  heisst es im Vorspann.
2008 verübten fünf Jugendliche in Los Angeles Raubzüge in Villen von Prominenten.
Die fünf Teenies, vier Mädchen und ein Junge, stammen aus gut bürgerlichen, gehobenen Verhältnissen. Ihnen geht es (zunächst) weniger um den materiellen Wert der geraubten Dinge als um den Kick, in die Häuser sogenannter Berühmtheiten, deren Lebenstil sie in Klatsch-Magazinen und auf Webseiten bewundern, einzudringen, deren teure Luxus-Klamotten und Acsessoires anzuziehen, um dadurch sich selbst wie die beklauten Celebrities zu fühlen. Dabei machen es Paris Hilton, Lindsay Lohan oder Orlando Bloom ihnen durchaus nicht schwer: nachlässig lassen sie Hausschlüssel unter der Fussmatte liegen oder Hintertüren offenstehen. Erst nach einiger Zeit kann dieser „Bling Ring“ durch Überwachungskameras dingfest und vor Gericht zu hohen Haft- und Geldstrafen verurteilt werden.
Sofia Coppola schildert diese kuriosen Geschichte als schrill buntes Kaleidoskop – die einzelnen Sequenzen sind knapp gehalten, oft elliptisch angelegt, das Tempo der grell-farbigen Bilder ist rasant und die hippe Musik heizt kräftig ein. Die Jugendlichen scheinen nur an Äusserlichkeiten interessiert, organisieren Partys oder gehen in angesagte Discos, surfen im Internet, kiffen und studieren Facebook-Seiten. Vor allem aber nutzen sie ihre Handys ausdauernd als Fotoapparat für Schnappschüsse mit Freunden oder am liebsten mit einem der kurz auftretenden, bewunderten Stars oder Sternchen.
Coppola zeigt diese heutige ‚Jugend-Kultur‘ ganz ohne moralischen Zeigefinger, gelegentlich nur leicht ironisch: wenn beispielsweise einer der Raubzüge in einer gläsernen Villa vor dem glizernden, nächtlichen Panorama L.A.’s in einer einzigen, starren Einstellung aus einiger Entfernung gezeigt wird und die Jugendlichen wie komische, schwarze Zwerge durch die diversen erleuchteten Räume toben. Dieser kühl distanzierende Blick der Regisseurin ist zugleich auch die Schwaeche des Films – warum die Jugendlichen letzlich so sind und handeln, ihre soziale Einbindung oder ihre inneren Motive, werden nur vage angedeutet, bleiben oberflächlich oder unscharf.
Dennoch besticht Sofia Coppolas Film durch viele raffinierte, optische wie akustische Details, eine gut ausgewählte Darsteller-Crew (darunter Emma Watson) und einen sehr unterhaltsamen Glamour-Effekt:   Hollywoods Glitzer-Welt aus zweiter Hand.

Foto/Poster/Verleih: Tobis Film

zu sehen: CineStar Sony Center (OV); Hackesche Höfe Kino (OmU); International (OmU); Odeon (OmU); Rollberg (OmU); CinemaxX Potsdamer Platz; Filmtheater am Friedrichshain; Kant Kino; Kino in der Kulturbrauerei; Passage Neukölln