Zwölfton-Petitesse: ‚Vertrauenssache‘ in der Schiller-Werkstatt (Staatsoper)***

1945 erhielt der emigrierte, österreichische Komponist Ernst Krenek (1900-1991) in New York von der Metropolitan Opera den Auftrag für eine kleine, musikalische Komödie. Krenek schrieb noch im gleichen Jahr das nur knapp 45 Minuten lange Stück „What Price Confidence“, in dem zwei Paare im London der Jahrhundertwende über Ver- und Misstrauen diskutieren, einen falschen Scheck und teuren Schmuck einlösen und anschliessend den Partner tauschen. Doch die in modernen Musik-Stilen komponierte Komödie wurde nie von der Metropolitan gezeigt, erst 1962 fand die Uraufführung in Saarbrücken statt – vom Komponisten selbst unter dem Titel „Vertrauenssache“ ins Deutsche übertragen.
Die jetzt von der Staatsoper in der Schiller-Werkstatt erarbeitete Neuinszenierung versucht erfolgreich die scheinbare Kluft zwischen der leichten, amerikanisch-geprägten ‚Screwball-Comedy‘ und der kaum melodiösen, nur gelegentlich ironisch gebrochenen Zwölfton-Musik zu überwinden – und das mit einigem Erfolg. Regisseur Neco Celik hält die beiden Sänger-Paare (Narine Yeghiyan und Timothy Sharp, Maria Hilmes und Kim Schrader) -  in einem weissen Kubus und auf einem schrumpeligen Bodenbelag aus Styropor  -  zu ins Komische und Groteske getriebenen Posen und Bewegungen an, mal aufgeplustert erstarrt wie Bodybuilder, mal gespreizt schreitend wie ein Storch. Dadurch wird der herkömmliche Boulevard-Komödien-Realismus vermieden und reibt sich nicht an der dodekaphonen Musiksprache, sondern ergänzt sie vielmehr auf hübsch-witzige Art. Wie schon urspünglich in New York vorgesehen, wird das Orchester durch einen Flügel ersetzt – Günther Albers leitet von diesem Instrument aus das musikalische Geschehen mit Temperament und spieltechnischer Überlegenheit. Herzlicher Beifall für alle Mitwirkenden.
Keine bedeutende Entdeckung, aber verdienstvolle Erinnerung an einen von den Nazis vertriebenen, nur noch selten gespielten Musiker.

Foto: Stephanie Lehmann/Staatsoper Berlin

Premiere war am 21.9. – weitere Vorstellungen: 25./28./29.September/ 5./6.Oktober 2013