Glamouröse Blender: ‚American Hustle‘ von David O. Russell****

New York, Ende der 1970er Jahre. Irving Rosenfeld (Christian Bale), mit deutlicher Wampe unterm Seidenhemd und Toupet auf der Halb-Glatze, ist Besitzer mehrerer Reinigungs-Geschäfte und handelt darüberhinaus mit miesen Papieren und gefälschten Bildern. Sidney Prosser (Amy Adams), ein taffes US-Girl, schmückt sich gern mit dem Akzent einer englichen Lady und angeblichen Verbindungen zur Londoner Finanzwelt. Beide ergänzen sich zu einem flotten Gaunerpärchen, obwohl Irving Vater eines kleinen Sohnes und mit der attraktiven Blondine Roselyn (Jennifer Lawrence) verheiratet ist. Als die beiden mit der Steuerbehörde in Konflikt kommen, nutzt der über-ehrgeizige Lockenkopf und FBI-Beamte Richie DeMaso (Bradley Cooper) die Situation: mit der Hilfe des Gauner-Pärchens will er einige Staats-Beamte der Korruption überführen. Zunächst richten sich Verdacht und fingierte Geldübergabe auf den etwas gross-spurigen Bürgermeister Carmine Polito (Jeremy Renner) aus New Jersey. Als das schief läuft, wird das gleiche Plan-Spiel auf weitere Politiker, Senatoren und Kongress-Abgeordnete angewendet. Und auch die US-Casino-Maffia (als deren Boss Robert de Niro einen winzigen Auftritt hat) sowie ein als Scheich verkleideter Mexikaner spielen dabei eine wichtige Rolle. Doch an dieser Liga haben sich die Klein-Gauner wie das FBI ziemlich überhoben: und am Ende sind natürlich alle düpiert, Betrüger wie Betrogene. „Some of these things actually happened“ heisst es im Vorspann des Films, der einen tatsächlichen Skandal der 70er Jahre frei variiert. Dem Regisseur David O.Russell (und seinem Team) gelingt ein ebenso furioser wie eleganter Spagat zwischen Gauner-Komödie und Gesellschafts-Satire. Der Plot, sehr verwickelt und undurchsichtig, spielt dabei weniger eine Rolle als die tempo-geladene und glamouröse Inszenierung mit ihren witzigen Bild-Details und pointierten Dialogen. Dazu eine glänzende Ausstattung (luxuriöse Kleider, scharfe Haartrachten), unterlegt mit den musikalischen Top-Hits jener Jahre. Doch der eigentliche Triumpf ist das hoch-tourige Darsteller-Ensemble: Christian Bale als Irving, ebenso grosskotzig wie mickermäusig, Amy Adams als taffes Girl Sidney mit abgrund-tiefen Decolltés, Bradley Cooper als macho-mimender und gefühls-schäumender FBI-Ehrgeizling, Jeremy Renner als eitler Bürgermeister mit schwarzer Elvis-Tolle und – vor allem – Jennifer Lawrence als Ehefrau Rosalyn, die mit hochgesteckten Locken und Kodderschnauze zwischen raffinierter Eleganz und Vulgarität durch Schlafzimmer und Nobel-Hotels stöckelt. Eine vergnügliche, sehr amerikanische – wenn auch etwas zu lang geratene – bissige Komödie.