Leichte Kost: ‚Viel Lärm um Nichts‘ von Joss Whedon***

Der erfolgreiche, amerikanische Regisseur Joss Whedon (50) hatte 2012 zwischen zwei Blockbustern („The Avengers“ / „The Avengers 2“) ein paar Wochen frei. Er nutzte die Tage, um mit befreundeten Schauspielern auf seinem Anwesen in Santa Monica Shakespeare’ „Viel Lärm um Nichts“ als moderne Filmkomödie zu inszenieren. Als sein eigener Produzent, mit kleinem Budget und beweglicher Hand-Kamera – ganz unaufwendig und spielerisch. Die Darsteller tragen zwar elegante Business-Anzüge von heute, die Damen hauchzarte, hübsche Sommer-Fähnchen, aber gespielt und gesprochen wird der originale Theater-Text.  Ergebnis: eine reizvolle Mixtur aus amerikanischer Srcewball-Comedy und alt-englischem Theater.  Flüssig und raffiniert erzählt, temporeich und mit einigen Slapstick-Bildern pointiert,  ein leicht satirischer Blick auf eine moderne, hedonistische Gesellschaft, in der der Alkohol reichlich fliesst, und deren erotische Verhaltensweisen sich seit Shakespeare’ Zeit erstaunlicherweise kaum geändert haben.

Doch ganz geht diese flotte Mischung aus Film und Theater nicht auf – sie funktioniert prächtig nur dort, wo auch das Shakespearesche Original über die Jahrhunderte hinweg brilliert – in den scharfzüngigen Dialogen zwischen dem (Neben-)Paar Benedikt und Beatrice sowie in der komischen Figur eines Gerichtsgehilfen (hier: des Wachpersonals).
Wie Amy Acker als grazil-kratzbürstige Beatrice und Alexis Denisof als männlich-schlagfertiger Benedikt zunächst ihre Gefühle hinter giftigen Wortpfeilen zu verbergen suchen und erst durch eine List (des Hausherrn) dazu gebracht werden, sich widerwillig ihre gegenseitige Verliebtheit zu gestehen – hier klingt der alte Text ebenso witzig wie modern. Und Nathan Fillion macht den tollpatschig-verplapperten  Wachmann zu einer der köstlichen Komiker-Figuren, die in der englichen Renaissance-Welt ebenso heimisch und beim Publikum beliebt waren wie sie es im Kino des 20.und 21.Jahrhunderts sind. Alle anderen tun sich etwas schwerer mit Text und Moral aus der alt-englischen Zeit und geraten gelegentlich in herkömmliches Theater- Deklamieren – doch die spielerische Leichtigkeit, mit der Joss Whedon diesen ironischen Lärm um Nichts unter kalifornischer Sonne klingen lässt,  sorgt für sommerlich-gefällige Unterhaltung – weniger fürs Bockbuster-Publikum als für passionierte Kino-Fans oder Shakespeare-Freaks.
Foto/Poster: Edel:Motion
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