Märchen-Musical-Mix: ‚Into the Woods‘ von Rob Marshall***

Verfilmung des gleichnamigen Musicals von Stephen Sondheim, das 1987 seine erfolgreiche Uraufführung am New Yorker Broadway feierte. Darin verblüffen Sondheim und sein Co-Autor James Lapine (der auch das Drehbuch für den Film verfasste) durch einen fantasievollen Mix von Motiven und Figuren berühmter Grimm-Märchen. In einem magischen Wald irren umher und treffen sich: ein keckes Rotkäppchen (Lilla Crawford), ein schüchternes Aschenputtel (Anna Kendrick), ein sehnsuchtsvolles, in einem Turm gefangenes Rapunzel (MacKenzie Mauzy), der junge Jack (Daniel Huttlestone), der seine weiße Kuh gegen Zauberbohnen verkauft und ein kinderloses Bäcker-Ehepaar (James Corden/Emily Blunt). Heimliche Regie führt dabei eine alte Hexe (Meryl Streep), die den Fluch der Kinderlosigkeit bei der Bäckersfrau zu lösen verspricht, wenn ihr innerhalb dreier Tage ein roten Umhang, ein goldener Schuh, blonde Haare und eine weiße Kuh übergeben werden. Und so löst sie eine wilde Jagd queer durch den Wald aus, in der noch ein süffisanter Mr.Wolf, eine böse Schwiegermutter mit zwei aufgebrezelten Töchtern, eine verarmte, harsche Mutter sowie zwei smarte Prinzen kräftig mitmischen.
Selbstverständlich gibt´s nach einigen komischen Verwechslungen und wilden Turbulenzen eine prächtige Doppelhochzeit, aber – entgegen aller Erwartung – noch kein Happy End. Denn im Wald. da toben nun die (aus den Zauberbohnen gewachsenen) Riesen, denen gegenüber nicht nur der Bäcker und seine Frau, Aschenputtel und Jack machtlos sind, sondern auch die bisher so zaubermächtige Hexe…
Stephen Sonheims Musical besticht als reizvolles Puzzle-Spiel mit populären Märchen- und Fantasy-Figuren, denen oft pragmatisch-schlagfertige Redewendungen in die ansonsten meist süffig-singenden Münder gelegt werden.
Der Musical-erfahrenen Regisseur Bob Marshall („Chicago“, „Nine“) macht daraus einen sehr effektvollen und turbulente Sommer-(Tag+)Nacht-Traum mit vielen raffinierten und verblüffenden (digitalen) Bild-Einfällen. Ein prominentes Ensemble singender Darsteller spielt und chargiert mit sichtlich großer Lust, mal ironisch, mal sentimental. Von Meryl Streep als keifender Hexe und egoistischem Muttertier in wallenden Roben bis zur winzigen Nebenrolle von Rotkäppchens Wolfs, den Johnny Depp mit listig-verschmitzter Süffisanz ausstattet.
Leider trifft der Film diesen unterhaltsam-ironischen Märchen- und Musical-Ton nur im ersten und aufwendigeren Teil, im zweiten, glücklicherweise kürzeren Abschnitt wird´s arg betulich und „pädagogisch“, hier passiert auch optisch wenig und der Auftritt der durch den Wald stampfenden, puppigen Riesen wirkt filmisch altbacken und blass.
Schade – das aufwendige Disney-Studio-Spektakel bringt sich dadurch um den eigenen Erfolg. Nicht nur im Märchen: es ist nicht alles Gold, was glänzt!

Poster/Verleih: Walt Disney Germany

zu sehen: Astra; CinemaxX Potsdamer Platz; CineMotion Hohenschönhausen; Titania-Palast Steglitz; Filmpalast Trptower Park; Cubix Alexanderplatz; CineStar Hellersdorf; CineStar Sony Center (OV); CineStar Tegel; Kino in der Kulturbrauerei;UCI am Eastgate; Colosseum; UCI Friedrichshain; UCI Gropius Passagen; Zoo-Palast