Blutige Wort-Oper: ‚The Hateful Eight‘ von Quentin Tarantino**

Zeit: Nord-Amerika nach dem Bürgerkrieg. Ort: „Minnie’s Haberdashery“, ein einsamer Western-Saloon in den Bergen von Wyoming. Als ein gewaltiger Schneesturm ausbricht, treffen acht Personen (scheinbar) zufällig in diesem abgelegenen Holzbau aufeinander. Ein Kopfgeldjäger mit seiner weiblichen „Beute“ (10 000 Dollar wert); ein schwarzer Major, der im Bürgerkrieg für den Norden kämpfte und einen Briefwechsel mit Abraham Lincoln führte; ein frisch gebackener Sheriff; ein Cowboy, der sein Leben aufschreibt; ein aus England stammender Henker; ein alter Südstaaten-General, der nach seinem verschollenen Sohn fahndet und ein finsterer Mexikaner, der momentan den Laden führt, da die Besitzerin angeblich bei ihrer Mutter zu Besuch weilt.
Eine Kammerspiel-Situation wie in einem Krimi von Agatha Christie – jeder hat ein Geheimnis zu verbergen und versucht gleichzeitig die übrigen Anwesenden wortreich auszuforschen. Der Film – im seltenen 70-Milimeter-Format gedreht – dauert fast drei Stunden, beginnt mit einer rein musikalischen Ouvertüre (Enno Morricone) und wird durch eine 12-minütige Pause geteilt. Während vor dieser „Intermission“ überwiegend mit Worten diskutiert und gestritten wird,  erfährt der Zuschauer danach in einer Rückblende die wahren Zusammenhänge der vorgetäuschten Lebensgeschichten. Danach wird zugeschlagen: mit Fäusten, Messer, Gift, Pistolen und Gewehr – bis alle tot am Boden liegen – der rassistische Südstaatler wie der aufgeklärte Yankee.
Rasissmus als Ursache für Hass, Krieg und Mord ist das Grundthema – wie schon in Tarantinos vorangegangenem Film „Django Unchained“. Die gegewärtigen Auseiandersetzungen zwischen US-Polizei und Schwarzen sowie der Boykott-Aufruf farbiger Künstler gegen die diesjährige Oscar-Zeremonie vermitteln dem Thema eine unerwartete, aktuelle Brisanz. Doch Neues dazu ist weder der Regie noch dem Drehbuch von „The Hateful Eight“ eingefallen. Der erste Teil unter seinenlangen Dialogen, ist ermüdend und langweilig. Der zweite Teil überbietet sich dann in grellen und blutigen Prügel- und Schieß-Szenen, so daß der Rassismus lediglich als moralisches Deck-Mäntelchen für ein grotesk-effektvolles Splatter-Movie erscheint. 
Trotz virtuoser Kameraführung, guter Schauspieler (darunter Samuel L.Jackson, Kurt Russel, Jennifer Jason-Light, Tim Roth, Bruce Dern) und einfallsreichen Szenen-Details bleibt die brillante, cinematographische Fantasie, für die Quentin Tarantino so berühmt ist; in diesem, seinem achteen Spielfilm, weitgehend auf der Strecke.

Poster/Verleih: Universum Film GmbH

zu sehen u.a. CinemaxX Potsdamer Platz; CineMotion Hohenschönhausen; Cineplex Neukölln Arcaden; Cineplex Spandau; Titania Palast Steglitz; Cinestar Treptower Park; Cubix Alexanderplatz; CineStar Hellersdorf; CineStar Sony Center (OV); CineStar Tegel; Hackesche Höfe Kino (OmU); Kino in der Kulturbrauerei; Kino Spreehöfe; Rollberg Kino (OmU); UCI Colosseum; UCI Friedrichshain; UCI Gropius-Passagen; Zoo-Palast