Grell und laut: ‚Gianni‘ in der Tischlerei der **

Nichts für Freunde der klassischen oder zeitgenössischen Oper. Stattdessen ein rund 100 Minuten langer Mix aus dröhnendem Rock-Konzert, hochgepuschtem Musical-Sound und einer schrillen Mode-Revue in bziarren Kostümen. Eine pausenlose Abfolge von Musiknummern, deren roter Ideen-Faden vage an Leben und Tod des italienischen Modezaren Gianni Versace geknüpft ist. Der aber selbst als Person nie in Erscheinung tritt, anders als sein ihn ermordender Liebhaber: der darf sein leidvolles Dasein im Luxus besingen, um dann in eleganter Tanzbewegung das tödliche Messer aufblitzen zu lassen (in Wirklichkeit wurde Versace in Miami erschossen). Auch ein paar antike Personen (Pythia, Medusa – ein Medusakopf war das Firmenzeichen Versaces)) paradieren hüftschwingend und kraftvoll singend zwischen Säulen aus bunten Neon-Leuchten und einem angedeudeten Laufsteg. Links davon unterlegt die Rock-Band „Brandt Brauer Frick“, die auch für die musikalische Erfindung der Show einsteht, mit harten Beats die grelle Mode-Revue in der Mitte, rechts tummeln sich „Jedermänner“ in weißen T-Shirts und Jeans an einer kleinen Bar. Dazu ständig wechselnde, farbige Licht- und ein paar flammende Video-Effekte. Arrangiert von dem englichen Regisseur und Performer Martin Butler, engagiert gesungen und getanzt im „Voguing“-Schritt von Mitgliedern (Claron McFadden, Seth Carico) und Gästen (Amber Vineyard, Alexander Geist) der Deutschen Oper. Im Prorammzettel wird dieses „Gianni“(Versace)- Spektakel als Parabel über Aufstieg und Fall, Sein und Schein gedeutet. Ein bißchen arg hochgestapelt, dennoch freundlicher Beifall. Offensichtlich sucht die Intendanz der Oper mit dieser Produktion ein neues, jüngeres Publikum, das sonst kaum einen Saal im Haus in der Bismarckstrasse betritt. Ob das klappt, wird sich noch zeigen müssen.