Fades B-Picture: ‚Manon Lescaut‘ in der Staatsoper im Schillertheater***

manonflimmMit „Manon Lescaut“, einem „Drama lirico“ nach dem berühmten französischen Roman von Abbé Prévost, gelang Giacomo Puccini 1893 der internationale Durchbruch. Seitdem gehört die vier-aktige Oper zum Repertoire der Bühnen in aller Welt, auch wenn sie an die Popularität von „Tosca“ oder „Madame Butterfly“ nicht heranreicht.

2014 erarbeitete der Berliner Staatsopern-Intendant Jürgen Flimm eine neue „Manon Lescaut“ für das (private) Mikhailovsky-Theater in St.Petersburg.  Diese Inszenierung wurde nun ins Schillertheater übernommen. Regisseur Flimm hatte dabei die weder neue noch originelle Idee, die alte Geschichte in einem Hollywood-Studio der 1950er Jahre spielen zu lassen, Manon als angehender Filmstar, Des Grieux als Kollege und Liebhaber und aus dem vormaligen Steuerpächter und Gönner der Manon wurde ein allmächtiger Studio-Boß. Da die Perspektiven zwischen albernem Backstage-Getümmel und hochdramatisch gedrehter Film-Schnulze, zwischen gemimtem Melodram und wild eigeblendeten, schwarz-weißen Filmschnipseln – echten und ge’facten‘ – ständig wechseln, gerinnt die tragische Geschichte der Manon Lescaut zu einem konfusen und langatmigen Plott im Stil eines faden B-Pictures – im  echten Hollywood wäre dieser Film  sicherlich ein Flop geworden!

Doch wie so oft in der Oper rettet die Musik den Abend. Zwar bleiben die handelnden Figuren dank einfallsloser Personenregie ziemlich blass, doch vermögen Anna Nechaeva als Manon und Riccardo Massi als Des Grieux mit kraftvollem Stimm-Material zu prunken. Nicht immer geschmeidig und nicht sehr ausdrucksvoll, dafür aber mit strahlend-leuchtenden Spitzentönen.  Wie man jedoch pointiert musikaliche Charaktere formen kann, zeigen trefflich Roman Treckel als Manons windiger Bruder Lescaut  und Franz Hawlata als autoritärer „Studio-Boß“ Geronte. In den kleinen Nebenrollen bewähren sich Studierende aus dem Opernstudio des Hauses, während der Chor – einstudiert von Frank Flade – sich wieder einmal klangvoll in Szene setzt. Musikalisch geleitet wird die Aufführung vom Chefdirigenten des St.Petersburger Mikhailovsky-Theaters, dem international auftrebenden Mikhail Tatarnikov: zügig und energiegeladen, gelegentlich etwas pauschal oder grell, jedoch immer auf Spannung und Effekt konzentriert.

Das Publikum spendete Sängern und Musikern kräftigen und lauten Applaus – ganz wie in der italienischen Oper üblich, für die Inszenierung gab’s nur ein müdes Achselzucken.

Foto: Matthias Baus / Staatsoper Berlin

Premiere: 4.Dezember 2016, weitere Vorstellungen: 8./11./16./19./22.Dezember 2016