Glamour und Langeweile: ‚LaLaLand‘ von Damien Chazelle***

LaLaLandKein Film wird zur Zeit derart mit Preisen und Ausszeichnungen überhäuft wie die kunterbunte Musical-Romanze „LaLaLand“, die mitten im Hollywood von heute spielt. Ihr Regisseur, der 32-jährige Damien Chazelle hat vor drei Jahren mit seinem ersten Spielfilm um einen Schlagzeuger und seinen strengen Lehrer –  „Whiplash“  – für Furore und mehrere Oscars gesorgt.

Musik spielt auch in seinem neuen Film indirekt die Hauptrolle. Sebastian (Ryan Gosling) ist ein aufstrebender Pianist, der von der Gründung eines Clubs träumt, in dem er das junge Publikum für den traditionellen Jazz begeistern will. Doch vorerst muß er seine Brötchen als Unterhalter in einer noblen Restaurant-Bar verdienen – mit dezenter Hintergrundmusik. Auf einer Pool-Party trifft er Mia, eine angehende Schauspielerin mit vielen vergeblichen und demütigenden Vorsprech-Versuchen, die sie zwingen, in einer Kantine auf dem Filmgelände ihren Lebensunterhalt zu erwerben. Nach anfänglichen Krabbeleien wird daraus die große Liebe – einen glücklichen Sommer lang. Doch im Herbst beginnen erste Reibereien über die jeweilige Zukunft der beiden und darüber wie diese am besten zu verwirklichen sei. Dann trennen sich zwangsläufig ihre Wege: er geht mit einer populären Jazz-Band auf längere Tournee – auch wenn deren Musik ihm nicht voll zusagt, sie erhält einen Filmvertrag, der sie nach Paris führt. Fünf Jahre später trifft man sich zufällig: Mia hat inzwischen Erfolg beim Film und ist verheiratet, er hat einen gut gehenden Jazz-Club eröffnet. Doch es kommt nur zu einem stummen, melancholischen Blick…

Der Film spielt geschickt mit seinem Schauplatz Hollywood: einerseits variiert er das Genre der alten Musical-Filme von Fred Astaire bis Vincente Minnelli und deren üppig-farbiger Austattung, andererseits siedelt er seine Geschichte in einem durchaus realistischen Los Angeles von heute an, zeigt junge Leute mit modischen Street-Cars und Smartphones, die sich im harten Überlebenskampf der Film-Metropole behaupten müssen. Fulminant ist die Eingangs-Szene: auf einem riesigen Highway-Kreuz stauen sich Autos in endlosen Schlangen, plötzlich erklingt Musik, Wagentüren öffnen sich und junge Leute steigen aus, singen, tanzen und steppen auf Asphalt und Autodächern, raffiniert fotografiert und temporeich geschnitten. Hier begegnen sich Mia und Sebastian zum ersten Mal – wenn auch nur beim Überholen und Vorbeifahren und mit verärgertem Blick. Später treffen sie sich wieder – vor untergehender Sonne hoch über der glitzernden Millionen-Stadt kommt es zur ersten Berührung – einer elegant-ausgespielten Tanz- und Gesangsszene. Großartig auch die  reinen Musiknummern, wenn Sabastian und seine Musiker jazzen – fantasievoll aus unzähligen Perspektiven von der beweglichen Kamera (Linus Sandgren) beobachtet. Wunderschöne Tanznummern auch im alten Planetarium von L.A., wo das Paar direkt in den (echten oder künstlichen) Sternenhimmel entschwebt –  zugleich eine Orts-Reminiszen an James-Deans legendären „Rebell without Cause“. Doch so bunt und einfallsreich, so ohne jede nostalgische oder ironische Verklärung sich die Musik-Sequenzen des Films entfalten, so bieder und langatmig erzählt Regisseur und Drehbuchautor Chazelle  die simple Liebes -Romanze, die sich klischeehaft, symbolisch und immer zäher durch die vier Jahreszeiten zieht.

In diesen Spielszenen helfen auch die inzwischen prominenten Darsteller wenig – Ryan Gosling hat sich durch bessere Rollen schon eindrucksvoller profiliert und Emma Stone überzeugt eher durch einen treuen Hundeblick als durch darstellerische Wandlungsfähigkeit. Dagegen machen beide Schauspieler erstaunlich gute Figur in den zahlreichen Tanz- und Gesangsszenen. Auch wenn sie nicht an die großen Kino-Vorbilder herankommen, vermögen beide sich doch elegant zu bewegen und attraktiv zu tanzen und mit ihren kleinen Stimmen hübsch zu trällern, pfeifen oder zu singen. Die gefällig-eingängige Musik komponierte Justin Hurwitz, für die üppige Ausstattung zeichnet Tom Cross verantwortlich.

Dieses 127 Minuten lange „LaLaLand“ – eine saloppe Bezeichnung für Los Angeles – begeistert offentsichlich vor allem jüngere Zuschauer, ältere reagieren mit  einiger Zurückhaltung. Es bleibt eine langatmige Love-Story, eingerahmt jedoch von vielfältigen, teils furiosen, teils melancholsch-eleganten Tanz- und Musik-Szenen.  Ein zwiespältiger Oscar-Anwärter.

 Poster/Verleih: Studio Canal Deutschland

zu sehen: u.a.: Adria; Astor; CinemaxX Potsdamer Platz (dt. und OV); CineStar Sony Center (OV); Cubix Alexander Platz; CineStar Tegel; Delphi; Eiszeit; Filmtheater am Friedrichshain; Hackesche Höfe Kino (OmU); International (dt. und OmU); Kino in der Kulturbrauerei (dt. und OmU); Neues Off (OmU); Odeon (OmU); Rollberg (OV); UCI am Eastgate; Kinowelt Colosseum; Yorck-Kino