Kurztrip zu Georg Friedrich Händel 2017

Haendel Halle

1. Göttingen

Im Deutschen Theater die selten aufgeführte italienische Oper „Lotario“ (London 1729). Die italienische Königin Adelaide, deren Mann ermordet wurde, soll den Sohn des hinter dem Mord steckenden, adligen Intrigen- Paares, dessen treibende Kraft die ehrgeizige Mathilde ist, heiraten, um so die Herrschaft über Italien an sich zu reissen. Doch Adelaide ruft den deutschen König Lotario (eigentl. Otto) zu Hilfe. Ein Machtkampf beginnt, das Happy End am Schluß wird von der Regie durch ein lebendes Bild  in Frage gestellt – dem neuen König wird ein Giftbecher angeboten…

Elegante Inszenierung in einem historisch anmutenden Bühnenbild – einer Bilder-Galerie mit Goldrahmen und Samtvorhang – durch den venezuelanischen Regisseur Carlos Wagner und dirigiert von Laurence Cummings, dem gegenwärtigen Leiter  der Göttinger Festspiele. Fast ungekürzt vier Stunden lang, getragen von  guten Sängern (Ursula Hesse von den Steinen /Matilde, Marie Lies /Adelaide, Sophie Rennert /Lotario) und dem klangschönen Göttinger Festspiel-Orchester.

Gesehen am Freitag, dem 26.Mai

 

2. Bad Lauchstädt

Im Goethe-Theater gastiert eine tschechische Musikergruppe mit „Acis und Galathea“, einem Stoff, den Händel mehrfach vertonte. Hier die englische Fassung von 1718. Inszeniert mit Sängern in den Hauptrollen und ergänzt durch Marionetten des Prager Puppentheaters „Buchty a loutky“. Das seit 1997 bestehende Alte-Musik-Ensemble „Collegium Marianum“ spielt sehr flott und auf Effekt bedacht unter ihrer Leiterin, der Traversflötistin Jana Semerádová. Die antike Pastorale um das Liebespaar Acis und Galathea wird allzu putzig und – im wörtlichen Sinn – blumig aufgeführt, mit neckischen (Puppen-)Schmetterlingen und Krabbel-Tierchen aller Art. (Inszenierung: der Leiter des Puppentheaters Veit Brukner) Überzeugend der Acis des isländischen Tenors Benedikt Kristjansson, ebenso die Galathea der Sophie Junker, auch wenn ihre Höhen nicht ganz rund ausfallen. Großer Erfolg beim Publikum, das sich über die bunten Regie-Einfälle köstlich amusiert.

Gesehen am Sonnabend, dem 27.Mai

 

3. Halle

Im Opernhaus am Ring wird das englischsprachige Oratorium „Jephta“ (Händels letztes großes Werk, London 1752 ) durch die renommierte Gast-Regisseurin Tatjana Gürbaca in Szene gesetzt. Auf einer bühnenbeherrschenden, runden Schiebe – gelegentlich gedeckelt durch einen gleichgroßen, aus dem Bühnenhimmel herabfahrenden Spiegel – spielt sich zwischen den sehr beweglichen Chor-Gruppen das Drama des jüdischen alttestamentarischen Anführers und Richters Jephta ab. Dieser hatte nach einer erfolgreichen Schlacht gelobt, dasjenige, das ihm bei seiner Rückkehr als erstes in der Heimat begegnet, Gott als Brandopfer darzubringen. Zu seiner Verzweiflung ist es seine Tochter Iphis. In modernen Kostümen, die den 1970er Jahren nachempfunden sind, wird die Frage nach Glaube, Religion und Gerechtigkeit gestellt und versucht im unterschiedlichen Handel der Personen sichtbar zu machen. Auch hier am Ende musikalische Festigkeit, szenisch aber offene Fragen – die Hauptpersonen verlassen ratlos die Bühne. Eine sehr durchdachte und engagierte Inszenierung, die herausfordert, auch wenn nicht alle Details gelingen. Unter den Sängern: ein sehr wohlklingender Baß-Bariton in einer Nebenrolle sowie die Sopranistin Ines Lux als Iphis. Etwas blasser der Sänger der Titelrolle (Robert Sellier). Die Chöre klingen prachtvoll und agieren sehr geschmeidig. Das Händel-Festspiel-Orchester Halle musiziert klangsatt auf alten Instrumenten unter der umsichten und kompetenten Leitung von Christoph Spering.

Gesehen am Sonntag, dem 28.Mai