Halb Doku, halb Fiktion: ‚Detroit‘ von Kathryn Bigelow***

DetroitRassenunruhen in der Innenstadt von Detroit im Juli 1967. Der Film von Star-Regisseurin Kathryn Bigelow und ihrem Drehbuchautor und Rechercheur Mark Boal zeigt zu Beginn eine rassante Bilderfolge aus Straßenschlachten zwichen aufgebrachten Schwarzen und der Polizei, brennenden Gebäuden und wilden Plünderungs-Orgien, raffiniert gemixt aus Dokumentar-Material und inszenierten Szenen. Allmählich schälen sich einzelne Personen aus dem allgemeinen Durcheinander heraus: Menschen, die sich später zufällig im etwas schäbigen „Algier Motel“ wiederbegegnen. Auf die Ereignisse in diesem Motel in der Nacht vom 25.Juli konzentriert sich dann der Film in einer Art Kammerspiel und zeigt wie dieses Haus von der Polizei gestürmt wird – ausgelöst durch einen im Jux abgegebenen Schuß aus einer Spielzeugpistole. Auf brutalste Weise sucht die Polizei nach den vermuteten Waffen, verhört und erniedrigt dabei die wenigen, zufälligen Gäste des Motels, die bis auf zwei junge, weiße Touistinnen alles schwarze Männer sind.  Die durch die Straßen-Unruhen verunsicherten Polizisten, angeführt von einen rechtslastig-sturen Serganten, schrecken bei ihrer Überprüfung der einzelnen Gäste weder vor Schlägen noch vor der Drohung mit Erschießen zurück. Die Situation eskaliert, am Ende der Nacht sind drei Schwarze tot. Als Epilog zeigt der Film die spätere Gerichtsverhandlung über diese skandalösen Ereignisse im Algier Motel, wobei – zum Entsetzen der Schwarzen – alle weißen Polizisten freigesprochen werden.

Regisseurin Kathryn Bigelow und ihr Ko-Autor Mark Boal wollen mit dieser fast dokumentarischen Rekonstruktion eines weitgehend vergessenen, historischen Ereignisses („The Algier Motel Incident“) den auch heute noch latenten Rassismus in den USA anprangern, und die oft tödliche Gewalt weißer Polizisten gegenüber meist waffenlosen Schwarzen ins allgemeine Bewußtsein rufen. Sie  tun das wie gewohnt in Form einens Polit-Action-Thrillers („The Hurt Locker“, „Zero Dark Thirty“)  – wie immer virtuos fotografiert und geschnitten, sowie intensiv von Schauspielern (John Boyega, Will Poulter, Aigee Smith) verkörpert. Doch bei aller drastischen Realistik und akribischen Genauigkeit – die Bilder bleiben pures Kino (oder Kintopp) so wie es in allen Action-Filmen gehandhabt wird, auch wenn sie hier sehr effektvoll und intelligent eingesetzt werden.. Die filmischen Mittel triumphieren in ihrer bewährten, wenn auch grandiosen Machart  über das politisch-moralische Anliegen der Macher.  Die inszenierte Dokumentation bestätigt erneut das Können und die filmische Rafinesse von Kathryn Bigelow, aber als politischer oder menschlicher Apell berührt der 143 Minuten lange Film kaum.

Poster/Verleih: Concorde Filmverleih GmbH

zu sehen u.a.: CinemaxX Potsdamer Platz; CineMotion Hohenschönhausen; Cineplex Neukölln Arcaden; CineStar SonyCenter (OV); CineStar Tegel; DelphiLUX (OmU); Eiszeit Wrangelkiez (OmU); Eva Lichtspiele (OmU); Filmkunst 66; Hackesche Höfe Kino (OmU); Kino in der Kulturbrauerei; Odeon (OmU); Rollberg (OmU); Kinowelt Colosseum: UCI Friedrichshain