Gefuehls-Chaos beim Spanien-Trip: „Vicky Cristina Barcelona“ von Woody Allen ****

vickycristinabarcelona_scene08.jpgZwei junge New-Yorkerinnen auf Sommerurlaub bei gutbetuchten Verwandten in Barcelona: Vicky, die Bruenette (Rebecca Hall), denkt und handelt realistisch und ueberlegt, waehrend die blonde Cristina (Scarlett Johansson) sich gern treiben laesst und eher unentschlossen, aber dadurch auch offen fuer Neues, Unerwartetes ist. Bald werden sie von einem attraktiven, malenden Kuenstler mit flotten Macho-Manieren (Javier Bardem) angemacht und in ein Gefuehlschaos gestuertzt: Vicky, deren biederer Verlobter bald nachgereist kommt, wider ihren eigenen Willen, Cristina, deren Magen in der ersten gemeinsamen Nacht revoltiert, dagegen mit gespannter, laessiger Neugier. Doch die sommerlich-heitere „Manage a trois“ geraet ploetzlich in wilde Turbulenzen, als die geschiedene Ehefrau des Malers (Penelope Cruz) auftaucht und das zerbrechliche Gefuehls-Idyll mit Selbstmorddrohung, Pistole und einer geballten Ladung mediteranen Temperaments – auch sprachlich – aufmischt. Die Verwirrung der beiden huebschen Amerikanerinnen steigert sich in immer abenteurlichere Kapriolen bis das Ende des Sommers dem verwirrenden Barcelona-Trip ein Ende setzt und sie zwar aeusserlich gelassen, aber voller innerer Irritation gen USA zurueckfliegen.
Woody Allen gelang mit diesem filmischen Ausflug ins spanische Mutterland eine leichte, heitere und zugleich genau analysierende Komoedie: seine New Yorker Stadtneurotiker in Konfrontation mit Pedro Almodovars schrill-attraktiven Nervensaegen. Filmisch elegant entwickelt er seine Beziehungsgeschichten und verfolgt mit leiser Ironie die verschlungenen Gefuehlsregungen seiner Protagonistinnen: Irrungen und Wirrungen amerikanischer Grossstadtmenschen in spanischen Sommernaechten. Eine ebenso heitere wie nachdenkliche, menschliche Komoedie, bei der soziale Zwaenge oder gar aktuelle Finanzkrisen (noch?) keine Rolle spielen.

Foto/Verleih: Concorde
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