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Monat: November 2018

Opulent: ‚L´Incoronazione di Poppea‘ in der Staatsoper****

27. November 2018Allgemein

Wiederaufnahme von Claudio Monteverdis letzter Oper (Venedig 1643) anläßlich der Barocktage 2018 in der Staatsoper – teiweise in neuer Besetzung. Die Produktion entstand im letzten Dezember zur Wiedereröffnung des umgebauten und renovierten Operhauses unter den Linden.

Der italienische Dirigent Diego Fasolis hat dafür eine neue Fassung erstellt, die auch Musik anderer Komponisten wie Francesco Cavalli oder Johann Rosenmüller einbezieht und für ein großes Orchester-Ensemble mit vielen historischen Instrumenten erweitert wird.  Der Klang ist ebenso farbig wie differenziert, Rhythmus und Dynamik sind fein ausgewogen, das Sängerensemble wird in seinen oft schwierigen, koloratur-gespickten Partien bestens unterstützt. Auch wenn die vielen, raffinierten musikalischen Details für den Großteil des Publikum kaum nachvollziehbar sind, der Gesamteindruck bleibt mitreißend und prachtvoll.

Die Regisseurin Eva Maria Höckmayr hat einen großen goldenen Teppich ausgebreitet, von der Rampe über die Hinterbühne bis hoch hinauf in den „Himmel“. Auf dieser freien Fläche tummeln sich die Sänger den ganzen langen Abend hindurch, mal als Beobachter des Geschehens im Hintergrund, mal als handelnde Personen in der Mitte: eine Mischung aus aufgedrehter Comedia del* arte und  flotter Revue – eine leicht karikierende Theater-Show in tollen, ausladenden Fantasie-Barock-Kostümen von Julia Rösler. Doch die golden-glitzernde Oberfläche verdeckt über weite Strecken die Vielschichtigkeit und Schärfe von Monteverdis großem Werk. Das temporeiche, effektvolle Spektakel triumphiert über die menschliche Zwiespältigkeit und soziale Zerrissenheit in dieser vielschichtigen Oper.

In der jetzigen Vorstellungs-Serie ist Roberta Mameli eine schlank-attraktive Poppea, während Kangmin Justin Kim als Nero musikalisch perfekte Koloraturen hören läßt, darstellerisch aber sehr blaß bleibt. Bewährt und überzeugend: der Countre-Tenor Xavier Sabata als Poppeas Ex-Ehemann Ottone, die Mezzosopranistin Katharina Kammerloher als verlassene Königin Ottavia sowie  der Baß Franz Josef Selig in der Rolle des zum Selbstmord getriebenen Seneca (wenn auch als Figur etwas zu skuril charakterisiert).

Ungewöhnlich und apart in diesre Inszenierung ist das Aussparen der Götterfiguren, sattdessen singen und spielen Kinder (von Nero und Ottavia?) deren Partien. Und –  im heutigen „queeren“ Zeitalter –  trennt sich während des berühmten Schlußduetts das frisch verheiratete und gekrönte Paar: Poppea bleibt allein zurück während Nero sich entfernt –  in zärtlicher Umarmung mit seinem Freund …

Zurück zum Original: ‚La Bayadère‘ – Das Staats-Ballett in der Lindenoper****

11. November 2018Allgemein

Die zweiten Produktion des neu-formierte Berliner Staatsballetts (Intendant: Johannes Öhman) setzt ganz auf klassische Tradition. In der renovierten Lindenoper präsentiert das Ensemble die 1877 in St.Petersburg uraufgeführte „Bayadère“ des legendären Ballett-Schöpfers Marius Petipa. Der in New York lebende Russe Alexei Ratmansky(50), einer der renommiertesten Choreographen das amerikanischen „contempory ballet“ widmet sich seit einigen Jahren mit großer Leidenschaft der Rekonstruktion von klassischen Balletten, insbesondere den Werken von Marius Petipa. Denn im Laufe der Zeit haben sich Dramaturgie wie Bewegungen nicht nur im Detail, sondern auch in ihrem Gesamtbild  abgeschliffen. Ratmansky und sein Recherche-Team zeigen Petipas klassische Werke in „historisch-kritischen“ Neu-Ausgaben.

Diese „Rückkehr zu den Wurzeln“ gelingt bei der neuen „Bayadère“ in Berlin vortrefflich – auch wenn manche Kritiker oder Zuschauer zunächst über das Ergebnis etwas irritiert sind. So dominiert in den ersten beiden Akten der tragischen Liebesgeschichte zwischen der indischen Tempeltänzerin Nikia und dem bereits andersweit zwangs-verlobten Krieger Solor, über weite Strecken die Erzählform der Pantomime, die in bisherigen Aufführungen meistens weggelassen oder stark verkürzt wird, hier aber in ihrer vielfältigen Bewegungserfindung einen nicht nur  ungewöhnlichen sondern vorallem einen sehr starken poetischen Reiz entwickelt. Erst im zweiten Teil triumphiert dann der  „bekannte“ klassische Tanz, besonders im sogenannten „Schattenakt“, einem reinen „Ballet blanc“, sehr elegant und fließend vom 32 Tänzerinnen im weißen Tütü verlebendigt. Auch die Solisten (Achtung: drei wechselnde Besetzung!)  dürfen hier als „Schatten“ wie auch im dramatischen Schlußakt, einer Hochzeits-Zeremonie mit anschließend einstürtzenden Tempel, ihre große Kunst zeigen und  tänzerisch brillieren. In den ersten Vorstellungen: Polina Semionova als ebenso mädchenhaft-zarte wie energisch um ihre Liebe kämpfende Nikia, sowie Alejando Virelles als ihr Geliebter Solor, schwankend zwischen Gefühl und (tänzerisch nobler) Haltung.

Das große, bestens aufgelegte Ensemble (einschließlich junger Eleven) in vielen ausladenden Divertissements, malerisch-üppige, indisch gefärbte Bühnen-Panoramen, phantasievolle, farblich delikate Kostüme (Jèrome Kaplan) sowie die von der Staatskapelle unter Victorien Vanoosten schwungvoll gespielte Musik von Luwig Minkus (schlicht aber bühnen-bewährt) machen diese frisch rekonstruierte “ La Bayadère“ zum schönen Beispiel der klassischen Tanz-Kunst eines Marius Petipa – raffiniert im Detail, erfindungsreich in der Bewegung, effektvoll als großes Spektakel – ein ansprechendes und überaus lebendiges „Museum“!

Premiere: 4.November 2018

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