Gefällige Aussenseiter: ‚Beasts of the Southern Wild‘ von Benh Zeitlin***
In den abgeschiedenen Sümpfen von Louisiana – hinter einem gewaltigen, abschreckenden Beton-Damm – lebt eine schräg-bunte Gemeinschaft von Underdogs – soziale Aussenseiter aller Hautfarben, ohne Strom, ohne fliessendes Wasser – in gefährlich zusammengezimmerten Baracken. Ständig bedroht vom steigenden Meer und der nahen Zivilisation, die das gefährdete Gebiet evakuieren möchte. Im Mittelpunkt: ein clever-selbstbewusstes, sechsjähriges Mädchen namens Hushpuppy (überzeugend verkörpert von der Laiendarstellerin Quvenzhane Wallis) und ihr alkohol-abhängiger, todkranker, schwarzer Vater. Das unspektakuläre, für die Bewohner alltägliche Geschehen wird fast ausschliesslich aus dem Blickwinkel dieses jungen Mädchens gesehen: Realität mischt sich deshalb mit (kindlicher) Phantasie, Sozialreport mit märchenhaften, surrealen Bildern. Das gelingt dem Spielfilm-Debütanten Benh Zeitlin und seinem Team über weite Strecken vorzüglich – am Ende (beim Tod des Vaters) triumphiert jedoch – auch durch die aufdringlich unterlegte (Folk-)Musik – der Gefühls-Kitsch. Dennoch: ein ungewöhnlicher und beeindruckender Blick auf die – nicht nur pittoresken – Randzonen der amerikanischen Gesellschaft – temperamentvoll und mit filmisch-dramaturgischer Raffinesse inszeniert. Symphatisch.
Foto/Verleih: MFA
zu sehen: Babylon Kreuzberg (OmU); Hackesche Höfe (OmU); Filmtheater am Friedrichshain; Kulturbrauerei; Kant-Kino; New York-Kino