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Monat: November 2015

Bemüht: ‚Aventures/Sur sène/Nouvelles Aventures‘ in der Werkstatt (der Staatsoper)**

18. November 2015TheaterkritikenNo Comments

Experimentelles Musiktheater der 1950-er und 1960-er Jahre. Mauricio Kagel (Sur sène) und György Ligeti (Aventures/Nouvelles Aventures) mixten Sprach-Laute und Töne zu neuen (nicht seriellen) Klangformaten. „Oper“ für kleine Spielräume und ohne (durchgehende) Handlung. Gegen Konventionen, neuartig, verblüffend, oft ironisch, aber auch – teilweise – die damaligen Hörer irritierend.
Von solch klanglicher oder szenischer  „Verstörung“ kann heute, rund 50 Jahre später, natürlich keine Rede mehr sein.
In der Werkstatt des Schillertheaters jetzt ein neuer Inszenierungs-Versuch durch eine heutige Generation: durch den jungen Regisseur Michal Höppner und den ebenfalls noch jungen Dirigenten Max Renne. Ligetis „Aventures“ (1962) und „Nouvelles Aventures“ (1962 -1965), jeweils für 3 Sänger und 7 Instrumetalisten, umrahmen (ohne Pause) Mauricio Kagels „Sur sène“, ein „kammermusikalisches Theaterstück in einem Akt“ (1959/60) für einen Schauspieler und drei mitagierende Instrumentalisten.
Die Zuschauer sitzen in der abgedunkelten Werkstatt auf schlichten Stühlen, die entlang den vier Wänden aufgereiht sind. In der Mitte ein kleines quadratisches Podest. Die Musiker samt Dirigenten (für die beiden Ligeti-Werke) befinden sich – im Dämmerlicht schwach sichtbar – auf der Werkstatt-Empore.
In „Aventures“ umschleichen drei „Ur-Menschen“ (Lydia Brotherton-Sopran, Lena Haselmann-Mezzo, Markus Hollop-Bass) in hüftlangen Zottel-Perücken und Fell-Andeutungen einen magisch leuchtenden Stein (auf dem Mini-Podium), grummeln, stöhnen, schreien, flüstern, streiten, tanzen und entzünden schließlich eine Feuerfackel. Dann seilt sich – nahtloser Übergang zu „Sur sène“ – der Schauspieler Felix Theissen als ganz in Weiß gehüllter Guru von der Empore herab ab und hält – im Raum herumlaufend – seine ironisch-hochgeschraubte, „musikwissenschaftliche“ (Nonsens-)Rede, wobei ihn immer wieder drei Musiker in Enten-, Frosch- und Schweinchen-Maske umkreisen und mittels bereitstehendem Klavier, Cembalo oder Schlagwerk akustisch in die Parade fahren. Zum Schluß: nach umständlich-unnötiger Umbaupause (mit Pop-Musik vom Band!) die „Nouvelles Aventures“: die drei Sänger nun als „Babys“ (Pyjama und Mützchen) vor je einem fahrbaren Fernsehapparat, auf dessen Schirm der Dirigent in Aktion und Großaufnahme zu sehen ist: als makabrer Tod kostümiert.
Es sind – leider – 70 Minuten albern-aufwendiges „Studententheater“ – beliebig und brav, ein wenig origineller Mummenschanz, wenn auch von den Sängern und Musikern bestens dargeboten. Ligeti wie Kagel hätten eine spannendere, provokativere Deutung und Realisierung ihrer einst so wagemutigen Musiktheater-Experimente verdient.

Foto: Martin Koos/Staatsoper Berlin

Premiere: 14.Nov.; weitere Vorstellungen: 15./ 17./ 19./ 21./ 24.November 2015

Sex und Sommergäste: ‚Le nozze di Figaro‘ in der Staatsoper im Schillertheater****

10. November 2015TheaterkritikenNo Comments

Kaum erklingen die ersten Takte der Ouvertüre, öffnet sich die Türe zum rechten Parkett-Foyer und der Graf, die Gräfin, Figaro, Susanna und deren Begleiter erklimmen als kofferbepackte Reisegesellschaft einen um das Orchester herumführenden Steg, schleppen das schwere Gepäck bis vor den roten Samtvorhang, der sich dann langsam teilt und den Blick in ein Sommerhaus freigibt, wo die dortige Dienerschaft die ankommenden Gäste lebhaft willkommen heißt. Der Graf und sein Gefolge machen Ferien. Das bekannte Spiel um die immer wieder  (vom Grafen) hinausgezögerte Hochzeit von Figaro und Susanna spult sich auch in dieser schick-ramponierten Jalousien-Architektur mit ihren  Kleiderschränken, Betten und Liegestühlen ebenso intrigen- wie temporeich ab (Bühne: Magdalena Gut). Am Schluß,  nachdem die richtigen Paare sich gefunden und die Gräfin ihrem Lotter-Gatten großzügig Pardon gewährt hat, bricht die ganze Gesellschaft in Vorfreude auf Hochzeit, Festessen und Ball abermals auf – verläßt das Bühnen-Sommerhaus, schleppt seine Koffer an Orchester vorbei wieder weg  -  ab ins Foyer!
Regisseur Jürgen Flimm erzählt Mozarts „Hochzeit des Figaro“ als leichtgewichtiges Sommer-Theater. Sex spielt dabei die entscheidende Rolle, egal ob bei der Herrschaft oder unterm dienenden Personal – hier grapscht jeder nach jedem. Ein Hauch Tschechow (oder Gorki), ein bißchen „Downton Abbey“ und jede Menge Komödienstadl. Chargiert wird bis zur (gewollten) Karikatur. Und die Beine geschwungen in bester TV-Manier.
Daß diese Mitsommernachts-Sex-Komödie jedoch nicht in eine allzu derben Klamotte abstürzt, verdankt sie der genialen Musik von Wolfgang Amadeus Mozart, die all diesen vom Sex überdeutlich beherrschten Commedia-del-Arte-Figuren immer wieder menschliche und lebendige Züge verleiht,  und so deren innere Gefühle und Erregungen glaubhaft und anrührend macht.
Die Sänger bilden deshalb das Zentrum der Aufführung, ihre Gesangskunst veredelt den oft groben Theaterspaß. Dorothea Röschmann als resche, mollerte Gräfin mit kleiner Träne in der Kehle, Ildebrando D `Arcangelo als Graf, ein eleganter, südländischer Macho mit fülligem Bariton, Anna Prohaska als kecke, rotgelockte Susanna mit Silbersopran, Lauri Vasar als allerter Figaro in Knickerbogger, dessen kräftiger Bariton jedoch etwas steif klingt, und Marianne Crebassa in der Rolle des kindlichen Cherubino, schwarz-samten in Erscheinung und Stimme.
Dank der extravaganten Kostüme und fantasievollen Hüte im Retro-Stil (Ursula Kudrna) werden auch die Nebenfiguren aufgewertet: die Marcelline der Katharina Kammerloher ist eine elegante Dame in Weiß, ihr Doktor Bartolo (Otto Katzameier) ein noch attraktiver Herr im hellen Zweireiher, der Musiker Basilio von Florian Hoffmann ein spilleriger Jungspunt mit Schlapphut. Nur der Gärtner Antonio, der diesmal nicht nur den zerstörten Blumentopf als Anklage gegen einen Fensterspringer  vorbringt, sondern gleich drei Schubkarren voller Grünzeug auf die Bühne leert, ist bei Olaf Bär der bekannte grummelige Alte. In der kleinen Rolle des grauköpfigen Richters Don Curzio bewährt sich Peter Maus.
Die Chor-Mitglieder triumphieren hauptsächlich als flotte (weibliche wie männliche) Mannequins für exzentrische Sommerklamotten.
Gustavo Dudamel, hochgehandelter (noch) Jung-Star, dirigiert erstmals eine Oper in Berlin. Er tut das erstaunlich zurückhaltend, konzentriert sich ganz auf die sorgsame Begleitung der Sänger und ihrer vielfältigen Bühnenaktionen, was die (von der Regie) breit ausgespielten Rezitative gelegentlich recht zähflüssig werden lässt. Die Staatskapelle musiziert flexibel und klang-satt. Sein Können beweist Gustavo Dudamel vor allem in den großen Ensembles, hier sorgt er für flüssige Tempi und straffen Zusammenhalt von Bühne und Orchester.

Kein bedeutender oder neu-kühner „Figaro“, szenisch eher draller Boulevard, sängerisch jedoch in heutiger Best-Form.

Foto: Hermann und Clärchen Baus/Staatsoper im Schillertheater

Premiere: 07.Nov./weitere Vorstellungen: 09./11./13./15./19./21.Nov.2015

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