Rainer Allgaier

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Monat: Dezember 2006

Global-Players: „Babel“ – Ein Film von Alejandro Gonzales Inarritu****

27. Dezember 2006FilmkritikenNo Comments

babel-poster1.jpgAusgezeichnet mit dem GOLDEN GLOBE 2007 als bester Film.

Der neue (dritte) Film des Mexikaners Inarritu verknuepft auf filmisch spannend-virtuose Weise vier scheinbar voneinander unabhaengige, private Katastrophen-Geschichten in Marroko,den USA, Mexiko und Japan.

Erst gegen Ende enthuellt sich eine Verbindung zwischen den einzelnen Episoden: der Film will dadurch beweisen, dass kleine,oft unbeabsichtigte Ereignisse sich zu globaler Auswirkung steigern koennen. Denn auch in der heutigen Welt – so die Behauptung – herrschen babylonischen Zustaende: produzieren die globalen Kommunikations- Moeglichkeiten oft nur chaotische Verhaeltnisse. Zwei marrokanische Ziegenhirten verletzen mit ihrem neuen Gewehr unbeabsichtigt eine amerikanische Touristin schwer, ihr Mann sucht verzweifelt aerztliche Hilfe. Ein mexikanisches Dienstmaedchen im amerikanischen San Diego nimmt die beiden Kinder ihres Dienstherrn mit zu einem Fest nach Mexiko – mit schrecklichen Folgen. In Tokio provoziert eine taubstumme Teenagerin ihre kalte,neonglaenzende Umwelt durch sexuelle Attacken – wehrt sich auf verstoerende Art gegen ihre Ausgrenzung. Diese einzelnen Schicksale schildert der Film in kraftvollen,emotionsgeladenen Bild- sequenzen. Grandiose Panorama-Schwenks mischen sich mit wilden Handkamera- Szenen, Hollywood-Stars fuegen sich praezise in die verschiedenen Laien-Ensemles ein. Wie die Geschichten filmisch erzaehlt werden, ist grossartig. Was sie aber be- sagen wollen, bleibt fragwuerdig, weil recht zufaellig oder klischeehaft.

Einsame Menschen: Aki Kaurismaekis neuer Film „Lichter der Vorstadt“ *****

24. Dezember 2006FilmkritikenNo Comments

lichterdervorstadt.jpg

Ein sproeder, aber ergreifender Film: in ruhigen,langsamen Bildfolgen erzaehlt der finnische Meister-Regisseur Aki Kaurismaeki die Geschichte des Wachmanns Koistinen, eines „ewigen Verlierers“.

Koistinen ist Einzelgaenger, Freunde hat er keine und die stumme Zuneigung der Imbis-Verkaeuferin wehrt er traurig ab. Vielleicht gerade deshalb faellt er auf die Avancen einer huebschen Blondinen herein, die aber lediglich seinen Code und Schluessel will, um zusammen mit ihrem kriminellen Liebhaber ein Juwelen- Geschaeft auszurauben. Obwohl er dies nach dem Ueberfall erkennt, verraet er sie nicht, geht lieber ins Gefaengnis. Und auch nach seiner Entlassung bleibt er ein ungluecklich-unverschuldeter „Looser“. Melancholisch und still zeigt Kaurismaeki diesen einsamen Menschen und seine trostlose Umgebung in wunderbar auskomponierten Farb-Bildern. Es wird kaum gesprochen, stattdessen kontrastiern oder kommentieren TangoMusik oder Arien von Puccini (Manon Lescaut) das Geschehen. Ein Filmstil, der nicht zufaellig an den grossen franzoesischen Regisseur Robert Bresson erinnert. Obwohl man gelegentlich das Gefuehl hat, dass die gezeigte Tristesse etwas selbstverliebt wirkt, uberzeugt der Film insgesamt durch seine hohen aestethischen Qualitaeten und seine klare, direkte Menschlichkeit.

Blasse Bluethen: : „A Flowering Tree“ in der Philharmonie **

23. Dezember 2006TheaterkritikenNo Comments

Berliner Erstauffuehrung einer zeitgenoessischen Oper : ein buntes und anruehrendes Maerchen im opulenten KlangfarbenRausch – doch so richtig wollte sich der titel-spendende Bluethenbaum nicht entfalten.

Der amerikanische Star-Komponist John Adams erzaehlt eine indisch-asiatische Geschichte: ein Maedchen kann sich in einen Baum verwandeln, dessen Bluehten zur Unterstuetzung ihrer armen Familie verkauft werden. Ein Prinz wird darauf aufmerksam und heiratet das Maedchen. Dessen eifersuechtige Schwester aber zerstoert die Liebe und die Verwandlungskuenste. Erst nach langen und muehevollen Leidenswegen findet das nun gelaeuterte Paar zum Happy End. John Adams puscht seine bewaehrten minimalistischen Struturen zu Klangwolken vom Ausmass eines Richard Wagner auf und huellt das Multikulti-Maerchen in stark parfuemiertes Pathos. Doch die immer gleichen musikalischen Grundstrukturen fuehren schnell zu Gleichfoermigkeit und Langeweile. Die guten Saenger,der Rundfunk-Chor und die Philharmoniker unter Simon Rattles engagierter Anleitung konnten diese Schwaechen nicht ausgleichen. Auch die halbszenische Darbietung – vorn die Musiker, dahinter auf farbig angestrahltem Podest die bunt kostuemierten Saenger und drei Taenzer aus Java – rettet diesen „Bluehenden Baum“ kaum: die exotischen Wege sind in diesem Fall allzu seicht.

Gross-Stadt-Menschen:“The Andersen Project“ im Theater der Berliner Festspiele ****

15. Dezember 2006TheaterkritikenNo Comments

Ein modernes Zaubermaerchen voll hintergruendigem Charme und von spielerischer Leichtigkeit praesentiert der Kanadier Robert Lepage in seiner Solo-Performance ueber den daenischen Dichter Hans Christian Andersen.

Ein moderner Poet aus Montreal soll fuer Paris das Libretto zu einer Kinderoper nach dem Andersen-Maerchen „Die Dryade“ verfassen und geraet dabei in die undurch- sichtigen Muehlen des heutigen Kulturbetriebs. Diese Mischung aus aktueller Satire und melancholischen Rueckblicken auf die Welt von Hans Christian Andersen wird bei Lepage zu einer virtuosen Buehnen-Collage: blitzschnell wechselt er Peruecken, Kostuem und Requisiten und fuehrt uns vor sich laufend veraenderden Video- Waenden durch Zeiten und Raeume,zeigt die oft komischen Widernisse des Alltags gestern und heute und verzaubert durch traumhaft-romantische Utopien. Auch wenn keine neuen Erkenntnisse zu gewinnen sind (ueber Andersen oder die Welt von heute), es bleibt wunderbar-raffiniertes Theater mit einfachen Mitteln: voller Menschlichkeit und Poesie.

Mafia-Thriller: „Departed-Unter Feinden“ von Martin Scorsese****

12. Dezember 2006FilmkritikenNo Comments

depart.serendipitythumb.jpg

Der neue Film von US-Top-Regisseur Martin Scorsese – 155 Minuten lang – schildert eine blutige Geschichte aus dem Polizei- und Mafia-Millieu imheutigen Boston. Zwei junge Polizei-Kadetten verdingen sich als Spione; der eine laesst sich als Helfer beim oertlichen Gangster-Oberhaupt einschleusen, der andere ist in Wirklichkeit ein Agent ebendieses Mafia-Bosses in den Reihen der Kripo. Keiner weiss vom andern, beide jagen sich ahnungslos gegenseitig.

Und zwar gnadenlos – Leichen pflastern im wahrsten Sinn ihren Weg durch die Hochhausschluchten,Luxusappatements,Schmuddel-Kneipen und dreckigen Hinterhoefe der Grossstadt. Regisseur Scorsese zeigt die toedliche Story in hinreissenden Bildern (Kamera Michael Ballhaus) und verwegenem Tempo. Herrausragend aber die Fuehrung der Schauspieler: ein Ensemble bekannter Star in Hoechstform: darunter Leonardo di Caprio und Mat Demon als die beiden ehrgeizigen Undercover-Agenten, sowie Jack Nicholson als exaltierter Pate zwischen laecherlichem Groessenwahn und boeser Brualitaet. Frauen treten in dieser Gangster-Welt nur in Nebenrollen auf. Der Film endet mit dem Blick aus einem Fenster auf die vergoldete Kuppel von Bostons Parlament : ein Ratte laeuft durchs Bild. Platter Kommentar oder ironische Distanzierung? Martin Scorsese erzaehlt sein Gangster-Epos virtuos, aber Herzblut verstroemt er nicht daran.

Triumph fuer Barenboim: „Doktor Faust“ in der Staatsoper ****

3. Dezember 2006TheaterkritikenNo Comments

Ferruccio Busonis Oper „Doktor Faust“ (Urauffuehrung 1925) changiert zwischen Spaet-Romantik, Expressionismus und Zweiter Wiener Schule, bezieht sich weniger auf Goethes Tragoedie als auf altdeutsches Puppentheater.


Ein sproedes Werk, auch textlich zu intellektell und knoechern geraten (Libretto

vom Komponisten). Doch Barenboim und seiner wunderbar spielenden Staatskapelle

gelingt es, die eher symphonische als buehnen-dramatische Musik zum Bluehen zu

bringen und irrisiernde Klangraeume zu schaffen: struktur-deutlich und emotional

bewegend zugleich.

Diesem sinnlichen Ton-Rausch entspricht kongenial die Buehnen-Ausstattung von

Erich Wonder: abstrakte, surreale Landschaften, dunkel leuchtende

Sternenhimmel, magisch-gluehende Farbraeume. Regisseur Peter Mussbach

arrangiert darin kunstvoll-dekorativ das Geschehen und verbluefft durch einige

Feuer-Tricks. Charackterscharfe Personenfuehrung ist weniger seine Sache und so

bleibt auch das solide Saenger-Ensemble ziemlich blass und unpersoenlich. Nur

Roman Treckel in der Titelrolle vermag (allerdings erst nach der Pause) stimmlich

und darstellerisch eindrucksvolle Praesenz zu zeigen. Einhelliger Beifall.

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