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Monat: August 2014

Falsches Fanal? : ‚Night Moves‘ von Kelly Reichardt***

21. August 2014FilmkritikenNo Comments

Die leicht gebirgige Landschaft des amerikanischen Nord-Westens, wald- und wasserreich. Umweltaktivisten unterhalten hier eine organische Landwirtschaft-Kooperative. Dort arbeiten  Josh (Jesse Eisenberg), ein weicher, verschlossener Junge und Dena (Dakota Fanning), die umwelt-engagierte Tochter aus reichem Haus. Zusammen mit Josh‘ Freund Harmon (Peter Sarsgard), einem ehemaligen US-Marine, planen sie einen Sprengstoff-Anschlag auf einen Staudamm, um dadurch auf die Zerstörung der Umwelt durch Regierung und Konzerne aufmerksam zu machen. Die Aktion wird gründlich vorbereitet, ein Boot gekauft, Düngemittel als Sprengstoff geordert, zum nahen Campingplatz geschafft und in einer nächtlichen Aktion zur erfolgreichen Explosion gebracht. Doch – unbeabsichtigt und rein zufällig – kommt ein nachtwandernder Camping-Bewohner dabei zu Tode. Worauf die drei jugendlichen Öko-Täter – die verabredet haben, sich aus Sicherheitsgründen vorerst nicht mehr zu kontaktieren – sehr unterschiedlich reagieren. Harmon zieht sich ganz zurück, irgendwohin in die Wäldern, und will aus Angst vor der Polizei mit den beiden anderen nichts mehr zu tun haben. Dena dagegen wird von Reue geschüttelt, bricht seelisch zusammen, bekommt Gesichts-Ausschläge, droht durch ihr allgemein auffallendes, hochnervöses Verhalten, alles zu verraten. Nur Josh bleibt ruhig, er hält den Anschlag trotz des unbeabsichtigten Toten für richtig, und erweist sich so als ideologischer Fundamentalist. Was zu einer weiteren grausigen Tat führt… Die in Nwe York lebende und lehrende Regisseurin Kelly Reichardt (50) gehört seit ihren Filmen „Wendy und Lucy“ und „Meek’s Cutoff“ zu den herausragenden Vertreterinnen des amerikanischen Independend-Kinos.
Kühl und ruhig beobachtet sie im ersten Teil ihres neuen Films „Night Moves“ wie die drei Umweltaktivisten ihre Tat planen und vorbereiten. Genau und detailreich schildert sie die äusseren Handlungen der Personen, deutet ihre inneren Beweggründe nur knapp an. Höhepunkt dieses Öko-Thrillers ist die überaus spannenden Sequenz der Ausführung des nächtlichen Anschlags, wobei Explosion und Zerstörung des Damms nur als fernes Donnergrollen zu hören sind, als die drei Aktivisten im Wagen zurückfahren und später in eine Polizei-Kontrolle geraten – ohne dabei in Verdacht zu geraten.
Erst im zweiten Teil des fast minimalistisch gedrehten Films kommt das Psychogramm der drei unterschiedlichen Akteuere ins filmische Blickfeld, stellt sich die Frage nach dem Sinn der Aktion. Ein Mitbewohner der Landwirtschafts-Kooperation nennt beim Fühstück den Anschlag lächerlich,  – es gäbe ja Hunderte von Staudämmen in dieser Gegend, und kein Mensch würde deshalb aufgerüttelt oder seine Meinung zur Umwelt ändern. Leider wird der Film hier etwas klischeehaft und die weitere Handlung allzu voraussehbar. Zumal mehr oder weniger versteckte Andeutungen auf amerikanische Verhältnisse in Bild und Wort nur für deren Kenner zu lesen sind.
Dennoch besticht „Night Moves“, in dem tatsächlich viele Szenen in der Nacht spielen, durch die klaren Inszenierung, durch prachtvolle Landschafts-Bilder und durch drei ausgezeichnete Darsteller – alles prominente Schauspieler aus Hollywood, die sich aber hier fabelhaft und ohne jeden Star-Glamour in das engagierte Independend-Kino einpassen.

Poster/Verleih: MFA

zu sehen: fsk Oranienplatz (OmU); Hackesche Höfe Kino (OmU); Rollberg (OmU); Tilsiter- Lichtspiele (OmU)

Leichte Kost: ‚Viel Lärm um Nichts‘ von Joss Whedon***

3. August 2014FilmkritikenNo Comments

Der erfolgreiche, amerikanische Regisseur Joss Whedon (50) hatte 2012 zwischen zwei Blockbustern („The Avengers“ / „The Avengers 2“) ein paar Wochen frei. Er nutzte die Tage, um mit befreundeten Schauspielern auf seinem Anwesen in Santa Monica Shakespeare’ „Viel Lärm um Nichts“ als moderne Filmkomödie zu inszenieren. Als sein eigener Produzent, mit kleinem Budget und beweglicher Hand-Kamera – ganz unaufwendig und spielerisch. Die Darsteller tragen zwar elegante Business-Anzüge von heute, die Damen hauchzarte, hübsche Sommer-Fähnchen, aber gespielt und gesprochen wird der originale Theater-Text.  Ergebnis: eine reizvolle Mixtur aus amerikanischer Srcewball-Comedy und alt-englischem Theater.  Flüssig und raffiniert erzählt, temporeich und mit einigen Slapstick-Bildern pointiert,  ein leicht satirischer Blick auf eine moderne, hedonistische Gesellschaft, in der der Alkohol reichlich fliesst, und deren erotische Verhaltensweisen sich seit Shakespeare’ Zeit erstaunlicherweise kaum geändert haben.

Doch ganz geht diese flotte Mischung aus Film und Theater nicht auf – sie funktioniert prächtig nur dort, wo auch das Shakespearesche Original über die Jahrhunderte hinweg brilliert – in den scharfzüngigen Dialogen zwischen dem (Neben-)Paar Benedikt und Beatrice sowie in der komischen Figur eines Gerichtsgehilfen (hier: des Wachpersonals).
Wie Amy Acker als grazil-kratzbürstige Beatrice und Alexis Denisof als männlich-schlagfertiger Benedikt zunächst ihre Gefühle hinter giftigen Wortpfeilen zu verbergen suchen und erst durch eine List (des Hausherrn) dazu gebracht werden, sich widerwillig ihre gegenseitige Verliebtheit zu gestehen – hier klingt der alte Text ebenso witzig wie modern. Und Nathan Fillion macht den tollpatschig-verplapperten  Wachmann zu einer der köstlichen Komiker-Figuren, die in der englichen Renaissance-Welt ebenso heimisch und beim Publikum beliebt waren wie sie es im Kino des 20.und 21.Jahrhunderts sind. Alle anderen tun sich etwas schwerer mit Text und Moral aus der alt-englischen Zeit und geraten gelegentlich in herkömmliches Theater- Deklamieren – doch die spielerische Leichtigkeit, mit der Joss Whedon diesen ironischen Lärm um Nichts unter kalifornischer Sonne klingen lässt,  sorgt für sommerlich-gefällige Unterhaltung – weniger fürs Bockbuster-Publikum als für passionierte Kino-Fans oder Shakespeare-Freaks.
Foto/Poster: Edel:Motion
zu sehen: Hackesche Höfe Kino (OmU); Rollberg (OmU); Filmkunst 66

 

  

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