Rainer Allgaier

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Monat: Dezember 2007

Zerschossene Tatoo’s : „Toedliche Versprechen“ von David Cronenberg****

31. Dezember 2007FilmkritikenNo Comments

tf6dlicheversprechen_poster02.jpgEin Gangsterdrama im Milieu der Londoner Russen-Maffia. Eine unbekannte junge Frau stirbt bei der Geburt ihres Kindes, der Hebamme bleibt zur Identifizierung nur ein Tagebuch in russischer Sprache. Bei der Suche nach einem adaequaten Uebersetzer geraet die Hebamme – ueberzeugend, weil ganz unpraetenzioes gespielt von Naomi Watt – an den Boss einer russischen Maffia-Bande, die mit Maedchen und Drogen handelt. Die Tote erweist sich als von dieser Bande misshandelte und zur Prostitution gezwungene Ukrainerin, ihr Kind wurde bei einer Vergewaltigung durch den Boss erzeugt. Natuerlich werden die unfreiwillig ins Verbrecher-Milieu geratene Hebamme ebenso wie das gefaehrdete Baby, das als moegliches Beweisstueck beseitigt werden soll, gerettet und die boesen Gangster schachmatt gesetzt. Insofern entspricht der Plot den genre-ueblichen Konventionen. Auch das Milieu scheint gelaeufige Klischees zu bedienen, zumal jeder politische Aspekt ausgespart bleibt, bis auf eine Nebenfigur, die angeblich einst fuer den KGB gearbeitet hat. Was den Film jedoch interessant macht und ueber durchschnittliche Ware erhebt, sind die Details der Inszenierung. Zwar verzichtet der kanadische Regisseur David Cronenberg auf sein bekanntes Markenzeichen surrealer Effekte, aber er zeigt Szenen von aussergewoehnlich filmischem Raffinement. Etwa einen rasanten Mordversuch in einer oeffentlichen Sauna zwischen Dampf,Blut und nackten Koerpern oder das fast magischen Ritual einer Taetowierung, bei der die eingeritzten Zeichen gleichsam Rang und Stellung innerhalb des Gangster-Clans darstellen. Perfekt wird die brillante Inszenierung durch die geschickte Auswahl exzellenter Darsteller. Neben Naomi Watt sind dies Armin Mueller-Stahl als Maffia-Boss – ein Wolf im Schafspelz – , Vincent Cassel als sein exzentrischer Sohn, der seine Homosexualitaet durch brutales Verhalten zu kaschieren versucht und ganz besonders Viggo Mortensen in der Rolle des glatt-gegeelten Fahrers, dessen zwielichtiges und abstossendes Verhalten – etwa beim Beseitigen von tieggekuehlten Leichen – aeusserst irritiert. Insgesamt ein Gangsterfilm, der stark dem Mainstream verpflichtet ist, aber in vielen Passagen durch virtuose Regie und starke Darsteller fasziniert.

Plakat / Verleih: Tobis

Im blauen Kaefig: „Tiefland“ in der Deutschen Oper ****

29. Dezember 2007TheaterkritikenNo Comments

tiefland.jpgPedro, Naturbursche und Hirt, lebt einsam mit seinen Tieren auf den Hochlagen der Pyrenaeen. Den gefaehrlichen Wolf hat er mit der blossen Hand erwuergt. Doch er sehnt sich nach einer Frau. Eines Tages bietet ihm sein Herr, der Grossgrundbesitzer Sebastiano, die Moeglichkeit, ins Tiefland als Mueller zu wechseln und die schoene Marta zu heiraten. Gluecklich stimmt der naive Pedro zu. Doch in Wahrheit ist der brutale Sebastiano pleite, muss eine reiche Heirat eingehen und dasshalb seine Geliebte Marta zum Schein verlassen. Zu spaet erkennt Pedro, von den Doerflern hoehnisch verspottet, worauf er sich eingelassen hat, zumal Sebastiano sogar in der Hochzeitsnacht in Martas Kammer eindringt. Am Ende erwuergt er – gleich dem Wolf – den fiesen Gutsherrn, verlaesst das verderbte Tiefland und zieht mit Marta in die Freiheit seiner Berge. Eine romantische Kolportage, die von Eugen d’Albert 1905 in einer Stilmischung aus Richard Wagner und Pietro Mascagni vertont wurde. Sehr melodioes und dramatisch, aber stehts im Rahmen musikalischer Konvention. Die Oper hatte grossen Erfolg, geriet aber nach 1933 allzusehr in die Naehe „voelkischer Kunst“ – nicht zufaellig verfilmte Leni Riefenstahl den Stoff – und dies unter sehr fragwuerdigen Umstaenden.
Wie bringt man ein solches Werk heute auf die Buehne?
Regisseur Roland Schwab verzichtet fast auf jeden Naturalismus, versucht mehr das Widerspruechliche in zeichenhafte Bilder zu uebertragen. Hans-Dieter Schaal baute ein stark nach hinten ansteigende Buehne, eine riessige Schraege im blaeulich-magischen Licht. Gelegentlich schieben sich von der Seite verwinkelte Architekturelemente herein um Innenreume anzudeuten. Wie in einem expressionistischen Stummfilm huschen schwarze,lemurenartige Gestalten (Chor) ueber die weiten Flaechen, so das Bedrohliche des Tieflandes symbolisierend. Auf der Vorderbuehne spielt sich gleichzeitig das schrille Geschehen ab – bleibt aber – leider – konventionelles Rampentheater. Die verschiedenen Ebenen fuegen sich nicht zusammen – ebenso wie der Kontrast zwischen Hoch- und Tiefland keinen ueberzeugenden Ausdruck findet. Dass der Abend dennoch viel Effekt macht, ist den guten Saengern und dem agilen Bewegungs-Chor zu verdanken. Torsten Kerl als Pedro gleicht einem tapsigen Baer mit kraftvoll-markigem Tenor, Egils Silins behauptet sich als sein Gegenspieler Sebastiano mit Macho-Attituede und kernigem Bariton. Zwischen beiden: die attraktive Marta der Nadja Michael,die mit hoch-dramatischem Ausdruck geschickt ueberspielt, dass ihre Spitzentoene oft ins Grelle driften. Dirigent Yves Abel sorgt im Orchester fuer stimmungsvolle Untermalung,Tempo und Schwung. So macht diese Neuinszenierung trotz der Einwaende einigen theatralischen Effekt: Oma’s deutscher Opern-Kitsch – surreal veredelt.

Foto:Markus Lieberenz

Immer an der Wand lang… : Mozart’s „Don Giovanni“ in der Staatsoper **

24. Dezember 2007TheaterkritikenNo Comments

giovanni_x.jpgEine leere Buehne im blaeulichen Daemmerlicht. Eine hohe schwarze Mauer schiebt und dreht sich staendig durch diesen naechtlichen Raum. Um diese massive Wand herum tasten sich oder hasten die Personen der Oper, gelegentlich kauern sie sich auch davor nieder. Ein erotisches „Baeumchen-wechsle-dich“-Spiel ,ein Suchen und Abstossen unterschiedlicher Partner, alles attraktive, junge Leute, modisch-schick gekleidet, ganz in schwarz oder weiss. Peter Mussbach’s Inszenierung – eine Koproduktion mit der Mailaender Scala, wo sie im letzten Jahr Premiere feierte – ist elegant und verbluefft durch mancherlei Effekte (Donna Elvira faehrt „Vespa“!), zeigt viel Oberfaechenglanz aber kaum Tiefe. Aehnliches laesst sich ueber die musikalische Gestaltung sagen. Daniel Barenboim dirigiert klangschoen und routiniert, ueber seine Tempo-Relationen mag man streiten, aber seiner Interpretation von Mozarts vieldeutigem Werk mangelt es an Schaerfe und Feuer. Rene Pape ist ein ausserordentlicher Saenger, doch seinem Don Giovanni gebricht es – trotz Macho-Attituede im schwarzen Leder – an erotischer Ausstrahlung. Ueberzeugender vermag Hanno Mueller-Brachmann seinen jugendlich-aufmuepfigen Diener Leporello zu zeichnen und Pavol Breslik beweist als Don Ottavio kraftvolle Standhaftigkeit (ein lyrischer Tenor mit heldischem Kern). Die Damen-Riege (Anna Samuil, Annette Dasch, Sylvia Schwartz) ist huebsch anzusehen, besitzt schoene Stimmen, bleibt aber – vor allem musikalisch – ausdrucksarm und fast ohne Persoenlichkeit oder Individualitaet. Fazit: ein auf Hochglanz polierter „Don Giovanni“, adrett und gefaellig, jedoch ohne erotische Gefaehrlichkeit, ohne menschliche Abgruende, ohne erregende Vieldeutigkeit – kurz: harmlos und jugendfrei.

Foto: Ruth Walz / Staatsoper Berlin

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